Obwohl sie unlängst ihr bereits zweites Album veröffentlicht haben, sind PAPER ARMS im musikalischen Untergrund kaum mehr als ein Geheimtipp. Mit ihrer ersten Tour durch Europa dürften die Australier diesen Umstand ändern. Zumindest ein wenig. Ein paar Support-Gigs für BOYSETSFIRE stehen als deutlich alltäglicheres Kontrastprogramm Shows in kleinen Clubs gegenüber. Im Falle des Waldmeister in Solingen sogar einem verschwindend kleinen. Heißen allerdings muss das wahrlich nichts, ist die Atmosphäre der schwitzigen Mini-Locations in den meisten Fällen doch der Eventhalle vorzuziehen.
Dem Charme des „Cow Club“ im Waldmeister erlagen kürzlich auch AC4. Bis PAPER ARMS aber auf, in weiten Teilen eher vor der provisorischen Bühne Platz fanden, besorgten THE HYPOCRITZ und EYESCLOSED das Vorprogramm. Die Erstgenannten, eine lokale Schülerband, verdienten sich ihre Sporen vor den Augen von Freunden und Familienmitgliedern redlich. Geboten wurde Rock mit Orgel und Indie-Einschlag. Respekt zollen sollte man (nahezu) jedem, der sich traut selbstgeschriebene Songs vor Publikum zu präsentieren. Doch selbst wenn die Jungs erst am Anfang eines wie auch immer gearteten Entwicklungsweges stehen, positive Resonanzen riefen sie nicht allein bei der mitgebrachten Anhängerschaft hervor.
EYESCLOSED aus Wuppertal hatten ebenfalls einen überschaubaren Anfahrtsweg, versprühten ungeachtet der nachbarschaftlichen Herkunft aber amerikanisches Flair. Denn auf dem Programm stand bewährter Pop-Punk, der nicht selten an MXPX erinnerte. Melodien und Refrains stimmten, die Performance auch. Zu meckern gab es demnach nix. Wie überhaupt an diesem Abend in beschaulich selbstgezimmertem Interieur mit Bier für’n schlappen Euro. PAPER ARMS, unbestrittener Höhepunkt des Abends, ließen sich bereits im Vorfeld ihres Auftritts nicht lange bitten. Sie mischten sich unter die etwa 30 Zuschauer, tauschten sich freudig aus und waren auch für vorhergehende Songwünsche gern zu haben, was mit „Lash Out“ einen großartigen Beitrag vom Debütalbum „Days Above Ground“ bedeutete.
Musikalisch schlägt die Band aus Down Under eine Mischung aus Indie und Punk an, die in ihren Grundzügen stark an SMALL BROWN BIKE erinnert. Raum für eigene Impulse bleibt trotzdem genug und mitreißendes Songwriting macht jede einzelne Nummer zu einem ebenso rauen wie bodenständigem Erlebnis. Bei PAPER ARMS ist alles echt, alles handgemacht. Ihr auch in Deutschland erschienenes Zweitwerk „The Smoke Will Clear“ unterstreicht dies mehr noch als der erstklassige Vorgänger. Das über rund 45 Minuten ausgebreitete Set jedenfalls machte mit Beiträgen wie „These Nights“, „Lock Me In“, „Medicine“ oder „Choke“ mächtig Eindruck und sorgte trotz überschaubarem Rahmen für beständige Grinsegesichter. Ein großer Abend auf kleinem Raum und eines Geheimtipps vom anderen Ende der Welt mehr als würdig!