22.02.2004 – Suicide Machines / Adequate Seven – Berlin, Wild at Heart

Einen denkbar leichten Stand hatten die SUICIDE MACHINES an diesem vortrefflichen Abend im Berliner Wild at Heart wahrlich nicht, torpedierte der gleichzeitig im Knaak einberufene Gig von THRICE doch erwartungsgemäß ein erhöhtes Aufbegehren des Publikums in Kreuzberg. Doch fanden sich trotz der schier übermächtigen „Konkurrenz“ zu vorgerückter Stunde etwa 80 Leute fortgeschrittenen Alters in den Räumlichkeiten des denkwürdigen Clubs auf der Wiener Straße ein, um schließlich den Auftritt der britischen Vorband ADEQUATE SEVEN auf recht lethargischen Pfaden an den biergetränkten Gemütern vorüberziehen zu lassen.

Die Qualität des spielfreudigen Ensembles reflektierte diese mangelnde Resonanz indes nicht, bemühte sich das muntere Siebengestirn mit ihrer eingängigen Mischung aus Ska, Punk und Alternative bei fetter Akustik doch redlich, den spärlich gefüllten Raum in Front der Bühne zu füllen und die Glieder der Zuschauer zur Bewegungsfreude zu animieren. Klappte nicht wirklich, so dass erwähnter Freiraum der steten Zirkulation des Frontmannes der ADEQUATE SEVEN zum Opfer fiel. Im Laufe des Sets schlich sich jedoch klammheimlich dezente Monotonie ein, nicht zuletzt entfacht durch eben jenen Sangeskünstler, der in früheren Tagen offensichtlich mächtigen Gefallen am Organ des Ex-DOG EAT DOG-Barden John Connor gefunden hatte. Trotz kleinerer Ausfälle wussten ADEQUATE SEVEN durch ausgewogenen Einsatz der Bläser und zum Teil vierstimmige Hintergrundgesänge jedoch überwiegend zu gefallen, wenngleich die Truppe an diesem Abend definitiv keinen Fahrschein für den Rock-Olymp zu lösen vermochte.

Nach minimaler Umbaupause hatten es die SUICIDE MACHINES offenkundig recht eilig, endlich in die Saiten greifen zu können und peitschten die Stimmung mit ihrer übersprühenden Energie unverzüglich in Sphären purer Zügellosigkeit. Denn während das Quartett fernab jeglicher Ska-Attitüde rotzige Punk-Rock-Brecher bei ebenso atmosphärisch-schnoddrigem Sound in die Meute schmetterte, dankte es diese mit frenetischem Pogo-Pulk, Begleitgesängen, Stagediving und dem kurzzeitigen Aufkeimen des kleinen Bruders vom beliebten Circle-Pit. SUICIDE MACHINES-Frontmann Jason Navarro, der übrigens verdammte Ähnlichkeit zu Comedy-Dilletant Bernard Hoecker aufweist, potenzierte in steter Folge den ekstatischen Bewegungsdrang durch erhöhte Publikumsnähe und Anti-Bush-Gewäsch zur Dauerparty und prügelte seine Mitstreiter durch ein exzellentes Set, welches in überwiegendem Umfang Stücke des ’96er-Debütalbums „Destruction By Definition“ sowie des aktuellen Longplayers „A Match and Some Gasoline“ in den tobenden Mob entlud.

Songs wie „New Girl“, „Islands“, „SOS“, „One More Time“, „Split The Time“, „Burning In the Aftermath“, „Did You Ever Get a Feeling of Dread?“ oder „Your Silence“ brachten das Wild at Heart zum brodeln und trieben manch illustren Mosh-Pit-Artisten gar zum Verlust diverser Kleidungsstücke. Komplexe Songstrukturen wurden im Fahrwasser dieser aufreibenden Darbietung selbstredend nicht geboten, doch entschädigten die SUICIDE MACHINES auf der puristischen Seite durch eine enervierende Performance und abgefuckt-sympathische Nähe zum hochkarätigen Publikum. So verflog die begrenzte Zeit des begnadeten Auftritts in rasanter Schnelle und die SUICIDE MACHINES entließen das zufriedene Volk nach einer guten Stunde und zwei Zugaben erneut in die Obhut von Tresen und Alkohol. ´Brot und Spiele´ in Reinkultur eben, die einstigen Cäsaren wären stolz gewesen…

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