Und wieder richtet Roland Emmerich die Welt zugrunde! Nachdem er in „The Day After Tomorrow“ das Klima kollabieren ließ und die Menschheit zum Rückzug zwang, ist es im Katastrophen-Spektakel „2012“ der durch Sonneneruptionen aufgeheizte Erdkern, der die Kruste erweicht und die Kontinente ins Chaos stürzt. Mittendrin findet sich Hollywoods ewiger Sympathieträger John Cusack („Grosse Point Blank“), der für die Rettung seiner Familie über sich hinauswächst. Nur eben nicht, man kennt das von Emmerich, über Pathos, Kitsch und Klischees.
Natürlich ist das ein Manko, ein beträchtliches sogar. Aber im Vergleich zu erwähntem „The Day After Tomorrow“ wirkt das jüngste Destruktionsszenario des Schwaben-Spielbergs (oder Spielbergle) weitaus amüsanter. Emmerich spielt, ob nun wissentlich oder unfreiwillig, mit den Standarten des Disaster-Movies und übertreibt die Figurenzeichnung derart, dass es den bombastischen Blockbuster an den Rand der Selbstparodie führt. Doch auch diesmal geht es nicht ohne moraline Keule, die zu mehr Menschlichkeit und Mitgefühl mahnt, während zwiespältige Nebencharaktere mit kommerziellem Kalkül aus der Handlung getilgt werden.
Abzuwenden ist der Weltuntergang, den der Maya-Kalender auf 2012 datiert, nicht mehr. Als sich die Vorzeichen der Apokalypse verdichten, mobilisiert der US-Präsident („Lethal Weapon“-Veteran Danny Glover) seine Amtskollegen und lässt in China gigantische Rettungsboote bauen. Deren Finanzierung garantieren die reichsten der Reichen, die sich ihre Plätze auf den modernen Archen teuer erkaufen müssen. Außen vor bleibt der kleine Mann, vertreten durch den erfolglosen Autor Jackson Curtis (Cusack). Bei einem Ausflug mit den Kindern in den Yellowstone Park wecken Militärpräsenz und der schratige Verschwörungs-Radiopirat Charlie Frost (Woody Harrelson, „No Country for Old Men“) sein Misstrauen.
Danach geht alles ganz schnell: Kalifornien versinkt in Grund und Boden, Jackson, Ex-Frau Kate (Amanda Peet, „Mein Kind vom Mars“), die gemeinsamen Kinder sowie der neue Lebensgefährte fliehen mit Auto, Flugzeug und dem Mut der Verzweiflung aus der Gefahrenzone. Nur weitet die sich ständig aus, so dass die famos getrickste, letztlich aber ermüdende Zerstörungswut der Erde auch kein Ende nimmt. Um den Flüchtigen eine Perspektive zu bieten, liefert Frost eine Karte mit dem Standort der schwimmenden Rettungsinseln. Zusätzliche Passagiere sind dort allerdings nicht vorgesehen.
Das Mosaik der Protagonisten deckt vom humanistischen Wissenschaftler (Chiwetel Ejiofor, „Children of Men“) über den geltungsbedürftigen Regierungsvertreter (Oliver Platt, „Frost/Nixon“) bis zum russischen Oligarchen Machtverhältnisse und -strukturen ab. Das von Emmerich coverfasste Skript verhandelt diverse globale Problemfelder und legt zwischen schwarzem Präsidenten (bei „Deep Impact“ noch Zukunftsmusik) und deutscher Kanzlerin Wert auf politische Gegenwartsbezüge. Tiefsinnig ist das nicht, eher bemüht und gerade im schwülstigen Schlussspurt nicht selten hölzern. Aber dann regt sich doch wieder der Gedanke, dass dies detailverliebt die Endzeit einläutende Spektakel unmöglich ernst gemeint sein kann. Ein großer Spaß – wenn man es denn zulässt.
Wertung: (6 / 10)