„My instructor was Mr. Langley. And he taught me to sing a song. If you like to hear it, I will sing it for you.” – HAL 9000
Stanley Kubricks „2001: Odyssee im Weltraum“ ist eines der wegweisenden Meisterwerke der Kinogeschichte. Der Film ist brillant fotografiert und bestechend montiert. Er erzählt keine Geschichte, er beschreibt in episodischen Verknüpfungen Zustände. Die sind meist regungslos und entfalten als entschleunigt komponierte Bilderwelten ihre hypnotische Wirkung. Dazu werden Ebenen aufgehoben, wenn sich Objekte im schwerelosen Raum zueinander bewegen. Es ist der Tanz der Technik und gleichsam eine philosophische Abhandlung über die Entwicklung des Menschen. Leichte Kost ist das mitnichten. Doch sie fasziniert ungemein.
Es beginnt mit der Dämmerung der Menschheit, in der sich vorzeitliche Primaten zur dominanten Spezies erheben. Nach dem plötzlichen Erscheinen eines schwarzen Monoliths lernen die Affen Knochen als Waffen zu benutzen. Ein rivalisierender Clan bekommt das beim Streit um ein Wasserloch zu spüren. Eine der populärsten Szenen zeigt einen in die Luft geworfenen Knochen, der sich in einer Überblende in eine Raumsonde verwandelt und damit den Fortschritt in Sekunden zusammenrafft. Dazu lässt Kubrick klassische Musik spielen, unter anderem „Also sprach Zarathustra“ von Richard Strauss und „An der schönen, blauen Donau“ von Johann Strauß.
Nach gut 25 Minuten ohne gesprochenes Wort entspinnt sich ein Hauch von Narration: Im Jahr 2001 wird auf dem Mond jener schwarze Monolith entdeckt und gibt Wissenschaftlern Rätsel auf. Die Schauspieler bleiben nur Beiwerk der Optik. Einer Handlung am nächsten kommt noch die Episode, in der Raumfahrer Bowman (Keir Dullea, „Brave New World“) den eigentlich unfehlbaren Supercomputer HAL 9000 zu überlisten versucht. Denn das Artefakt auf der Mondoberfläche weist in Richtung Jupiter. Auf dem Weg dorthin wird der Rechner zur Bedrohung. Als einziger Überlebender tritt Bowmn in die Umlaufbahn des Zielplaneten ein.
Die Ausstattung ist um Realismus bemüht. Den Dekors und Bauten, den Kostümen und der Ausstattung haftet eine für das Entstehungsjahr 1968 ungewöhnliche Zeitlosigkeit an, die in ihrer Wirkung bis heute anhält. Kubrick schaut nicht nur in die Zukunft, er beeinflusst sie, indem er Möglichkeiten aufzeigt. Ein wahrhaft einzigartiger Meilenstein und zugleich die vollkommene Verweigerung vor den Konventionen des klassischen Erzählkinos. Am Ende bleiben nur Spekulationen. Sie sind es, die den Film auch geistig zeitlos machen. Denn neben dem Weltall ist auch der Interpretationsspielraum endlos.
Wertung: (10 / 10)