Im Musikgeschäft sind plötzliche Durchstarter manchmal mit Vorsicht zu genießen. Mit dem Erfolg steigen die Erwartungen und um diese zu erfüllen, gilt es für die Bands nicht selten einige Kompromisse einzugehen. Das erst 2007 aus der Taufe gehobene Gespann TWO DOOR CINEMA CLUB ist so ein Fall. „Tourist History“, das 2010 vorgestellte Debüt der jungen Nordiren, mauserte sich zum Überraschungserfolg und machte das Trio schnell über die Grenzen ihrer Heimat hinaus bekannt. Das unlängst nachgelegte Zweitwerk „Beacon“ erwies sich als (relativer) Chartstürmer und stieg selbst in den USA bis auf Billboard-Platz 17.
Aber was hat das nun mit Kompromissen und gebotener Vorsicht zu tun? Ganz einfach, bei der zum Album gereichten Tour – hier dem ausverkauften Gastspiel im Kölner E-Werk – wurde auf technischer Ebene so sehr versucht dem Studioklang gerecht zu werden, dass sich die Begeisterungsfähigkeit über die volle Spanne des rund 70-minütigen Auftritts doch arg in Grenzen hielt. Der Sound des elektronisch angehauchten Indie-Pop wirkte zwar insgesamt rockiger, mit den eingespielten Geigen und Chören aber auch schlicht gelackt. Und die aufwändige Lichtshow schien die Routine-Darbietung visuell zweifelsfrei eindrucksvoll kaschieren zu wollen. Bis zum Hauptprogramm allerdings brauchte es ein wenig Sitzfleisch.
Vor allem bei den eröffnenden KOWALSKI, deren Orgel-geprägter Indie-Pop mit vereinzelt rockigen Einschlägen nur bedingt für erhöhten Pulsschlag sorgte. An Performance und Akustik der Iren gab es nichts zu meckern, nur bot das Dargebotene einfach zu wenig Höhepunkte. Deutlich interessanter gestaltete sich da schon der Auftritt der in Leeds ansässigen ALT-J, die (vor allem stimmlich) etwas gewöhnungsbedürftig, insgesamt aber doch faszinierend Motive aus Folk, Barbershop und Elektro-Pop mischten. In ihrem Auftreten zeigten sich die umjubelten Briten sympathisch unaufgeregt – ein geradewegs krasser Kontrast zur darauf folgenden pompösen Bühnenshow.
TWO DOOR CINEMA CLUB lieferten ausgehend von „Sleep Alone“ ein kurzweiliges Konzert ab, bei dem alle Hits (u.a. „Come Back Home“, „What You Know“, „Wake Up“) gespielt wurden und das Publikum gegen Ende auch mit umherfliegenden Riesenballons eingebunden wurde. Geboten wurde zweifellos viel, nur schlich sich mit zunehmender Dauer immer stärker der Eindruck eines streng vorgezeichneten Routine-Auftritts ein. Raum für Überraschungen blieb jedenfalls wenig. Aber das in stattlichen Teilen junge Publikum wollte sich daran nicht stören und kreischte und tanzte, als gäbe es kein Morgen mehr. Gehypten Durchstartern wird eben so manches verziehen.