Das Internet schafft neben globaler Vernetzung allen voran den Dienst rasanter Informationsverbreitung. Das erfordert Mühe, müssen die mannigfaltigen Informationsangebote doch zunächst einmal ins World Wide Web eingespeist werden. Das Versäumnis dessen, besser die reichlich späte Bekanntmachung, führte im Falle der Internetpräsenz des Berliner Tommy Hauses dazu, dass den Auftritt von DESPERADO schlappe 20 Zuschauer verfolgten. Von Geisterkulisse konnte in der Kreuzberger Konzertlokalität trotzdem keine Rede sein, brachten die fünf Norweger doch ordentlich Bewegung ins überschaubare Publikum.
Ohne Vorband sorgte das Gespann für reichlich Wirbel und stellte während der knapp einstündigen Show ausgiebig das in ihrer Heimat unlängst erschienene Debütalbum „Thugs“ vor. Die Verwurzelung im Umfeld ihrer Landsleute RIFU, in deren Reihen zwei Bandmitglieder in der Vergangenheit selbst tätig waren, bleibt bei DESPERADO deutlich spürbar. Zwar gibt sich die Band insgesamt melodischer, die Affinität zu wüstem Schreien durchdachter Texte obliegt jedoch beiden Formationen in ähnlicher Weise. Der Sound im Tommy Haus schweißte verschiedentliche Facetten der Instrumentierung zur erwartungsgemäßen Krachsalve zusammen, was insgesamt Erinnerungen an REFUSED wachrief, die verwobenen Stilformen aber im Ansatz zumindest erahnen ließ.
Das Publikum honorierte die starke Leistung der Band in euphorischer Weise. Die Zugaben waren deshalb auch weniger obligat, als vielmehr Ausdruck gegenseitiger Wertschätzung. Songs des Kalibers „Hot Party and Summer Snakes“ oder „Broken Hearts, Broken Bones“ erleichtern den Zugang ohnehin ungemein. Unwohl fühlte sich an diesem Abend sicher niemand. Sänger Thomas Ryjord gab sich nach der Show gesprächig und bekundete Vorfreude auf ein Wiedersehen im Frühjahr 2007. Bis dahin wird „Thugs“ wohl auch in Deutschland veröffentlicht. Bleibt nur zu hoffen, dass die Informationsweitergabe via Internet dann besser funktioniert, damit DESPERADO bei ihrem nächsten Gastspiel ein paar mehr willige Besucher die Freude ihrer Anwesenheit bereiten.