Eine Woge der Begeisterung schwappt durch Dortmund. Die Fußball-Meisterschaft ist für den BVB greifbar nahe und nur wenige Meter entfernt vom aktuellen Spiel gegen die Mainzer Karnevalisten bereiten sich etwa 11.000 Menschen auf die BEATSTEAKS vor. Diese haben mit „Boombox“ jüngst ihr erstes Nummer 1-Album in den Charts platziert und kehren nun nach einer Pause in die großen Hallen des Landes zurück. Kein Wunder, dass die Hütte ausverkauft war und die ersten Biere nach nerviger Anreise in entspannter Atmosphäre noch vor der Halle gelehrt wurden.
Drinnen war von Ausnahmezustand noch nicht viel zu spüren. Klar, die Vorfreude stand allen Anwesenden ins Gesicht geschrieben. Wieder einmal stellte man staunend fest, die Berliner vereinen das Volk. Bunt gemischt war es, vom etwa 50-jährigen mit stattlicher Plauze und neuem bunten BEATSTEAKS-Shirt bis hin zum 12-jährigen mit Papa im Schlepptau. Die Aufgabe von DENDEMANN um viertel nach acht schien klar. An- und Einheizen war angesagt. Die Mission klappte in den ihm gegönnten dreißig Minuten durchaus, wobei natürlich alles auf die Berliner wartete. Mit seiner Band machte er dennoch einen ordentlichen Job, wobei mir die optischen (Proll-)Reize mehr liegen als die Musik. Aber DENDEMANN als Typ ist schon ein guter.
Als dann um kurz nach neun die BEATSTEAKS die Bühne betraten, kannte die Schreierei erwartungsgemäß (fast) keine Grenzen mehr. Die Ränge erhoben sich von den Sitzgelegenheiten und die Party konnte für zwei Stunden beginnen. „Atomic Love“ als Opener, eine sichere Sache für Band und Publikum gleichermaßen, was die OhOhOh-Gesänge aus tausenden Kehlen unterstrichen. Im ersten Teil folgten ein paar neuere Stücke. „Milk & Honey“ gab es ziemlich zu Beginn zu hören, auch „Cheap Comments“ ertönte und das gewöhnungsbedürftige „Automatic“ etwas später. Ansonsten war es der weitgehend erwartete Rutsch durch die Ära ab „Living Targets“. Die großen Überraschungen blieben somit vielleicht aus, aber mittlerweile haben die Jungs so dermaßen viele Hits mit im Gepäck, dass man „Shut Up Or Stand Up“ fast nicht mehr braucht. „Frieda und die Bomben“ kam mit Gitarrist Bernd am Mikro, NIRVANA huldigte man mit deren „Territorial Pissings“ und zumindest mal kurz wehten die Anfänge der „48/49“ durch die Halle („Unminded“). Und auch „Hey Du“ vom lieben Peter durfte natürlich nicht fehlen.
Ansonsten die volle Hitbreitseite: „Hello Joe“, „Summer“, „Meantime“, „Hand in Hand“, „Cut Off the Top“ und wie sie alle heißen. Bei „Let Me In“ durfte bzw. musste sich alles hinknien, um dann im Kollektiv die Sau rauszulassen. Kennt man, macht aber immer noch Spaß. Zwischendurch ein paar Party-Songs vom Band, die Spielwiese von Arnim & Co. schließt halt nicht nur eigenes Material ein. Entertainment wird groß geschrieben. Dass man sich in Dortmund befand, wusste die Band natürlich, da darf die alte Fehde mit Gelsenkirchen nicht fehlen. Derart niedergepfiffen wurden die BEATSTEAKS wohl noch nie. Gut wie immer auch das Bühnenbild. Die überdimensionale Schallplatte wirkte noch reduziert, in der zweiten Hälfte gab es aus mehreren Kamerawinkeln das Geschehen live von der Bühne, was wirklich sehr gut rüberkam. „I don´t Care As Long As You Sing“ schickte 11.000 Menschen dann nach mehr als einem halben Dutzend Zugaben zurück nach Hause. Irgendwie war es wie zuletzt, also gewohnt gut bis überragend. Beim nächsten mal wieder, gar keine Frage.