19.03.2009 – SNFU / Suburban Scumbags – Hamburg, Hafenklang

SNFU sind zurück, im Musikgeschäft, gleichwohl auf deutschen Bühnen. Ihr letztes Gastspiel in unseren Breiten liegt mehr als sieben Jahre zurück, das jüngste Album („In the Meantime and In Between Time“) auch schon vier. Die Frage, ob der Legendenstatus das Vergessen tatsächlich überrumpeln würde, dürfte vorab vermehrt gestellt worden sein. Doch sie erübrigte sich. Etwa 200 Menschen, die meisten deutlich jenseits der 20, folgten dem Ruf der kanadischen Kult-Punks ins Hamburger Hafenklang – und erlebten eine ausgelassene Party, bei der Frontmann Mr. Chi Pig seinem Ruf alle Ehre machte.

Schon vor dem Auftritt schritt der mittlerweile 47-jährige die Location ab, mit Zottelbart und Fellmütze. Dass er dabei wie eine Mischung aus Dschingis Khan und Straßenpenner wirkte, wird wohl am wenigsten ihn selbst gestört haben. Also hielt er die Ohren für Plaudereien offen, trank Bier und erwartete – wie alle anderen – den Konzertbeginn. Als Vorband fungierten SUBURBAN SCUMBAGS aus Kiel, die gefälligen Old-School-Punk mit zünftig Rock ´n Rolligem Beigeschmack zum Besten gaben. Während des fast einstündigen Gigs musste das Publikum erst überzeugt werden, schien aber mehr und mehr Gefallen an den sympathischen Norddeutschen zu finden. Ein gelungener Auftakt.

Bei SNFU musste sich niemand ernsthaft bitten lassen, schließlich wusste (fast) jeder, auf was er sich hier einließ. Die Stimmung war denn auch überschwänglich. Vor der Bühne versammelte sich schnell die textsichere Pogo-Fraktion und legte entsprechend motiviert los. Die Band – bis auf Mr. Chi Pig ist die Besetzung schier andauernder Fluktuation unterworfen – dankte es mit einem grandiosen Set, das von der Frühphase („Cannibal Cafe“, „Where´s My Legs“) über die Epitaph-Jahre („Painful Reminder“, „Rusty Rake“, „Drunk on a Bike“, „You Make Me Thick“, „Don’t Have the Cow“) bis ins neue Jahrtausend hinein („Cockatoo Quill“, „Head Smashed in Buffalo Jump“) fast keine Wünsche offen ließ.

Die Jahre sind am quirligen Frontmann (insbesondere den Stimmbändern, dem Gebiss und der Leber) nicht spurlos vorüber gegangen. Von Schwäche war bei ihm jedoch nichts zu spüren. Zwar springt er nicht mehr so hoch wie früher, die Grimassen, die sexuellen Anspielungen und die skurrilen Maskeraden treffen aber noch immer genau so punktiert den Nerv der Anhängerschaft wie eh und je. Und so suchte er denn auch die Nähe zu den Fans, spendierte Jägermeister und fand sich nach dem Konzert noch am Merchstand zur weiteren Konversation ein. Mit dem eigentlichen Gig war dieser hochklassige Konzertabend damit längst nicht vorüber.

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