18.05.2023 – Satanic Surfers / Venerea / Skin of Tears – Essen, Turock

Die Zeitreise wurde vertagt. Im Falle der SATANIC SURFERS sogar wiederholt. Erst fiel die Jubiläumstour mit NO FUN AT ALL nach drei Anläufen Corona zum Opfer, dann musste die gemeinsame Konzertreise mit VENEREA und SKIN OF TEARS verschoben werden; der überschaubaren Ticketvorverkäufe wegen. Am Ende hat es doch geklappt und mehr noch üppig für die viel zu lange Wartezeit entschädigt. Aber dazu später mehr.

Denn die Warmlaufphase gehört SKIN OF TEARS, die dies unter dem Namen „Skaterock Tour“ firmierende Prachtpaket in Sachen 90’s-Punk eröffnen. Im altehrwürdigen Turock in der Essener Innenstadt beginnt das Trio pünktlich um Viertel vor acht. Ein Großteil des Publikums ist bereits da, was von Sänger Toto dankend kommentiert wird. In der folgenden halben Stunde belegen die Wermelskirchener einmal mehr, dass ihre Hits des letzten Jahrtausends auch heute noch blendend funktionieren.

Das einzige Manko sollen an diesem Abend die Mikrofone bleiben, deren Hall doch häufig hinter dem der Instrumente zurückbleibt. An der Gefälligkeit der Auftritte rüttelt das wenig. So brauchen SKIN OF TEARS denn auch nicht lange, um den Pulk in Wallung zu bringen. Dabei helfen bewährte Nummern wie das „Boys of Summer“-Cover, „Offline“, „Relentless“, „Change“, „Time’s Up“, „Joking Apart“, „Up the Cups“, „New Horizon“, „Peter Pan“ oder „Wild World“. Der gesteigerte Offbeat-Anteil sorgt für geschwungene Tanzbeine vor der Bühne und der Pogo-Aufforderung kommen die vorderen Reihen ebenfalls widerstandsfrei nach. So kann es weitergehen!

Zeitreise-Station I: SKIN OF TEARS

Tut es auch. Allerdings setzen die folgenden VENEREA vermehrt auf jüngere Beiträge (oder eben solche, die nicht zwingend zum Mitgrölrepertoire der Anwesenden zählen). Die sind keinesfalls kleinzureden, wie u. a. „Beans and the Grinder“, „A Case of Corona“, „The Nobodies“, „Blind Faith“ oder „Summer of ’94“ belegen, nur zeigt das früh eingeworfene „Love Is a Battlefield of Wounded Hearts“ (wie später auch „Kangaroo“), welche Schaffensphase die größeren Partizipationsbestrebungen der Anhängerschaft forciert. Allerdings verstehen sich die Schweden um das verbliebene Gründungsmitglied Dana Johansson noch immer auf treibende (und packende) Skate-Punk-Hymnen.

Für die stehen auch bunt über die Diskographie verteilte Nummern wie „Calling Card“, „Homefires“, „Living It For the Moment“, „Tabula Rasa“, „Molokai“ oder „Back to the Start“. Die Fanschar ist jedenfalls aus dem Häuschen und die ersten Stagediver bringen sich ebenfalls in Stellung. Allerdings haben es die bisweilen schwer, Abnehmer vor der Bühne zu finden. Bei einem Altersdurchschnitt deutlich jenseits der 40 sollte das kaum verwundern. Als VENEREA ihre Show beendet haben, branden Forderungen nach einer Zugabe auf, denen der Mann am Mischpult aber eine Absage erteilt. So bleiben die Mikros stumm, ohne die Stimmung nachhaltig zu trüben. Es kommen ja schließlich noch die SATANIC SURFERS. Und wie!

Zeitreise-Station II: VENEREA

Mit der Quasi-Reunion und der Rückkehr von Sänger Rodrigo ans Schlagzeug hat der Klassiker eine erstaunliche Wandlung vollzogen, so dass die alten (und ganz alten) Hits plötzlich den Großteil der Live-Darbietungen ausmachen. Das führt an diesem Abend dazu, dass nicht nur das Referenzalbum „Hero Of Our Time“ nahezu vollständig gespielt wird – atmosphärisch ganz vorne mit dabei: der Titeltrack, „The Treaty and the Bridge“, „Puppet“, „…And the Cheese Fell Down“, „Armless Skater“ sowie die finale Zugabe „Head Under Water“ –, sondern (erneut) auch „Egocentric“, „Don’t Skate On My Ramp“ und „Why“ aufgefahren werden. Damit nicht genug, kommen Fans der frühen Stunde ergänzend durch „Nun“ und „Truck Driving Punk“ auf ihre Kosten.

Die aktuelle Platte, „Back From Hell“, wird mit „Usurper“, „Catch My Breath“, „Going Nowhere Fast“ und „Tribute“ gewürdigt. Dafür bleiben die übrigen nach der Jahrtausendwende veröffentlichten Werke komplett ausgespart. Doch das stört angesichts eingeschobener Alternativen wie „Wishing You Were Here“ und „Soothing“ nicht weiter. Für die Publikumsinteraktion ist einmal mehr Bassist Andy zuständig, während sich Rodrigo vorrangig darauf verlegt, seine Klasse an der Schießbude zu unterstreichen. Und was für ein Drum-Monster dieser Mann sein kann! Ein weiterer Zugewinn sind die gern metallisch angehauchten Gitarren, die den alten Krachern live zusätzliches Volumen verschaffen. Damit wird die vertagte Zeitreise zum Retro-Spektakel der Extraklasse. Davon gern mehr; solange die Fachkräfte auf wie vor der Bühne noch ausreichend Saft haben.   

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