18.02.2006 – Coheed and Cambria / JR Ewing – Berlin, SO36

Ursprünglich sollten sich THRICE und COHEED AND CAMBRIA einen Schlagabtausch auf europäischen Bühnen liefern. Als erstere ihre Teilnahme an der gemeinsamen Tour absagten, sprangen JR EWING in die Bresche. Die Band verschob ihre Gigs als Headliner und wanderte ins Vorprogramm. Optimale Voraussetzungen also für einen Konzertabend von Format? Zumindest im Hinblick auf die Anheizer weit gefehlt.

Das Album „Maelstrom” ist eine Katharsis für JR EWING. Beim Gastspiel der Norweger in Berlin war davon allerdings nicht viel zu spüren. Als Aufwärmer für COHEED AND CAMBRIA schienen sich die Herren nicht besonders wohl zu fühlen. Die Akustik war für den Standart des SO36 lausig – das Schlagzeug war zu laut, der Gesang zu leise. Gespielt wurden einzig Songs der aktuellen Scheibe, fast wie bei einer Promo-Tour. Der Wuchs des Schnurbarts ist bei Sänger Andreas Tylden wieder auf dem Vormarsch, musikalisch jedoch ging es an diesem Abend steil bergab. Von daher war es nicht mal die schlechteste Entscheidung, nach einer schlappen halben Stunde das Feld zu räumen. Die Musiker verzogen sich, was blieb war allgemeiner Unmut.

Beim Auftritt von COHEED AND CAMBRIA sollte dieser schnell in Begeisterung umschlagen. Zumindest bei den meisten der etwa 500 Besucher. Persönlich kann ich der US-Band schon auf Konserve nicht viel abgewinnen, die sound- wie programmtechnisch einwandfreie Show änderte daran wenig. An bekannten wie weniger bekannten Songs arbeitete sich das Gespann auf erhöhter Niveaustufe ab und gab Sänger Claudio ausreichend Gelegenheit, sämtliche Höhen seines markanten Organs auszuspielen. Ihr Mix aus Progressive- und Indie-Rock wahrt stets den Blick auf die Massentauglichkeit, was aber gerade im Hinblick auf das im Durchschnitt erstaunlich reife Publikum nicht negativ ins Gewicht fiel.

Im Gegensatz zu den maßlos enttäuschenden JR EWING spielten COHEED AND CAMBRIA fast 80 Minuten, dehnten allein die Zugaben durch schier endlose Gitarrenverzerrungen auf strapaziöse Langatmigkeit und verabschiedeten sich unter lautem Beifall in die Kreuzberger Nacht. Den Beweis ihrer Klasse blieben sie niemandem schuldig – wen kümmert da schon die Meinung einzelner, die mit der Band vorrangig weniger anfangen können?

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