Dass sich der Stil der (Ex-)Hardcore-Combo 59 TIMES THE PAIN seit dem letzten Album „Calling the Public“ gewaltig geändert hat, ist eigentlich schon ein alter Hut. Trotzdem – oder gerade deswegen – trieb es uns ins Bochumer Matrix, um die musikalische Gradwanderung der vier Schweden und die Live-Qualität des neuen Materials zu begutachten. Da an diesem Abend noch Disco sein sollte, begann das Spektakel schon ziemlich früh mit einer recht uninteressanten Vorgruppe, deren Namen ich (leider?) nicht wiedergeben kann.
Gegen halb zehn betraten dann 59 TIMES THE PAIN die Bühne, adrett gekleidet, wie auf dem Cover des letzten Albums. Die etwa 80 bis 100 Zuschauer konnten sich trotz kauziger Klangqualität schnell von der Tauglichkeit des neueren Liedguts überzeugen lassen, denn die Jungs knallten dem Publikum zum Auftakt erst mal ein paar Kostproben des frischen Liedguts um die Ohren. Sehr zu meinem Verdruss musste ich allerdings bald feststellen, daß die mit der letzten Veröffentlichung angenommene THE CLASH-Attitüde auch ältere Songs stark beeinflusste, so dass Titel wie „Working Man Hero“ kaum noch zu erkennen waren. So bildeten „More Out of Today“ und „Me Against the World“ fast die einzigen Erinnerungen an die alten 59TTP Tage.
Dabei störte auch, dass die beiden ersten Alben aus dem Schaffen der Band, „More Out of Today“ und „Twenty Percent of My Hand“ fast völlig übergangen wurden. Ein weiteres Zeichen für ihren Wandel zeigte das Burning Heart-Urgestein in der Auswahl ihrer gespielten Coverversionen. Wo sonst eher brachiale Lieder von Gruppen wie BLACK FLAG, SICK OF IT ALL oder SUICIDAL TENDENCIES auf die Konzertbesucher niederprasselten, zeigten sich nun Hymnen von THE CLASH („Cash on Delivery“) und JOHNNY THUNDERS („Born to Lose“). Dem Publikum war´s egal, das rockte ganz ordentlich. Alles in allem ein recht gelungener Auftritt. Für die mitgereiste bessere Hälfte hätten sie allerdings ruhig noch „Emergency“ spielen können.