15.08.2020 – HØEK / Braunkohlebagger – Monheim, Freilichtbühne

Endlich wieder Live-Konzerte. Nicht der Streaming-Kompromiss, der während des Corona-Lockdowns im Frühjahr als musikalischer Unterhaltungsnotnagel willkommen geheißen wurde. Nein, live bedeutet wieder live. Mit anderen Menschen und Bands zum Anfassen. Oder auch nicht. Denn bis zum Schweißaustausch im dicht gedrängten Pulk vor dieser oder jener Bühne wird es wohl noch eine ganze Weile dauern.

Der Kompromiss sieht, je nach Region, bestuhlte Shows unter freiem Himmel vor, mit persönlicher Anmeldung und rigiden Abstandsregeln. Aber verrückte Zeiten erfordern schließlich adäquate Maßnahmen. Im Monheimer Stadtpark neben dem Rheinstadion vermittelten die einen Hauch von ZDF-Fernsehgarten: sattes Grün, ordentlich gereihte Gartenstühle und im Zentrum eine Bühne. Nur wurde es auf der, anders als im öffentlich-rechtlichen Naturverbund des Grauens, laut an diesem Abend.

Als lärmende Kolporteure dieses „Nichtivals“ hatte das alteingesessene Sojus 7 die stilistisch bedingt übereinkommenden HØEK und BRAUNKOHLEBAGGER geladen. So traf Rock auf Post-Hardcore. Um musikalische Vielseitigkeit musste man sich demnach wahrlich keine Sorgen machen. Den Anfang bestückten vor rund 40 Zuschauern die zweitgenannten Essener, die im Rahmen ihres Sets sämtliche Songs spielten, die sie bislang im Repertoire haben. Neben den Beiträgen ihrer starken EP „Abbruch“ bedeutete das „Erdbeben“, „Stress“, „Vielleicht“, „Vision“ und „Partyzeit“ – allesamt Vorboten eines weiteren Outputs.

Braunkohlebagger beim Nichtival in Monheim

Der Hall- und Echoeffekte beim Gesang waren es zwar etwas zu viele. Trotzdem war der Auftritt der Jungs vorzüglich. Auch wegen der teils herrlich absurden Ansagen. Das Publikum jubilierte. So gut es sich auf Gartenstühlen jubilieren lässt. Eine Zugabe gab’s auch. In Ermangelung weiteren Songmaterials wurde „Vielleicht“ einfach nochmal gespielt. Wie bei der Cantina Band. Anders als die mussten BRAUNKOHLEBAGGER im Anschluss aber tatsächlich aufhören.

Danach HØEK. Oder: Drei Herren im fortschreitenden Alter, die ihrer musikalischen Vorliebe Ausdruck verleihen. Die heißt Rock, genauer Tiefton-Rock, dessen Verwurzelung bis in die 60er reicht und dessen alternative Erdung in den 90ern erfolgt. Dazu setzte es ein bisschen Stoner-Additiv hier und einen spacigen Abstecher dort. Die daran geknüpfte Zeitreise erwies sich als stimmungsvoll und obendrein gut gespielt. Auf den abgesteckten Wiesenplätzen für Decken erhoben sich manche Zuschauer vor der Bühne. Der Drang nach musikalisch provozierter Bewegung ist einfach immens. Hoffen wir daher, dass zumindest ein Rahmen wie dieser erlaubt bleiben wird. Scheiß Corona!

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