Sie sind längst eine Institution und haben sich weit über den Tellerrand des Hardcore hinaus eine breite Anhängerschaft erspielt. Doch selbst nach nunmehr 25 Jahren im Geschäft sind die New Yorker von SICK OF IT ALL kein Stück leiser geworden. Nicht einmal wesentlich gealtert, wie ein Blick auf den noch immer jugendlich wirkenden Frontmann Lou Koller beweist. Dass ihm und seinen Bandkumpanen zum Jubiläum nach einer zünftigen Sause zumute war, daran bestand im Vorfeld der Europatour kein Zweifel. Bestätigt wurde dieser Eindruck auch beim Blick aufs Vorprogramm.
Den Anfang machten SUFFER SURVIVE aus dem Osten der Republik. Nur begann deren vorgezogenes Gastspiel bereits um halb acht, weshalb der Erlebnisbericht auf die Nennung ihrer Teilnahme beschränkt bleiben muss. Es folgten ALL FOR NOTHING aus den Niederlanden, die mit beeindruckend fetter Akustik und weiblicher Frontröhre partiell hymnischen Hardcore zwischen modern melodischer Spielart á la COMEBACK KID und klassischem Gebolze lieferten. Im früh rappelvollen Kreuzberger SO36 stieg die Stimmung spürbar und führte vor der Bühne zu ersten körperbetonten Würdigungen.
Diese erreichten bei SHAI HULUD, auch dank bewährter Hits wie „Set Your Body Ablaze“ und „My Heart Bleeds the Darkest Blood“, erwartungsgemäß ihren vorläufigen Höhepunkt. Die Wahl-New Yorker zeichneten sich in der Vergangenheit nicht gerade durch konstante Besetzungen aus – allein der Posten des Sängers wurde über die Jahre vier Mal neu bestückt –, wussten mit ihrem melodisch ausgeprägten und doch progressiv angehauchten Metal-Hardcore dennoch zu überzeugen. Obwohl der Sound die Wucht von ALL FOR NOTHING vermissen ließ, ging der in Teilen textsichere Pulk zünftig mit und machte auch vor der Initiierung eines stattlichen Circle Pits nicht halt.
Es folgten 70 routinierte bis mitreißende Minuten SICK OF IT ALL, bei denen die Frage, ob 25 Jahre Bandgeschichte nun adäquat oder doch etwas enttäuschend komprimiert worden waren, durchaus erlaubt war. Soundtechnisch, da gab es wenig zu diskutieren, war es eine schwache Vorstellung. Dies Manko aber wurde durch die Bühnenpräsenz, das sympathische Auftreten sowie die überschwänglichen Publikumsreaktionen weitgehend aufgewogen. Ganz zu Schweigen von Brechern der Güteklasse „Built to Last”, „Us vs. Them”, „District”, „My Life”, „Scratch the Surface“ oder „Step Down“. Trotzdem blieb das Set durchaus streitbar. Aber das gehört nach einem Vierteljahrhundert und 11 Studioalben wohl unweigerlich dazu. Ihr packendster Auftritt war es sicher nicht – ein stattliches Spektakel aber allemal.