13 Assassins (J/GB 2010)

13kriegermiikeDie verrückte Welt des Takashi Miike ist gar nicht mehr so verrückt. Früher drehte der japanische Regisseur bis zu acht Filme pro Jahr und holte mit überschaubarem Budget bevorzugt zur geschmacklichen Grenzüberschreitung aus. Wie in „Visitor Q“ oder auch der berüchtigten Manga-Adaption „Ichi – The Killer“. Mittlerweile hat sich die Zahl der von ihm jährlich vorgelegten Werke halbiert. Dafür stiegen die Budgets und auch die Inhalte erwiesen sich als deutlich weniger anstößig. So wurde aus dem verstörenden Vielfilmer letztlich ein eigenwilliger Kino-Konformist. Belegen lässt sich dies auch am Beispiel von „13 Assassins“, einem Remake des gleichnamigen Samurai-Film-Klassikers aus dem Jahre 1963.

Der soll auf wahren Ereignissen basieren, die sich Mitte des 19. Jahrhunderts, in einer Zeit des nicht mehr aufzuhaltenden gesellschaftlichen Umbruchs zutrugen. Die feudale Ära neigt sich ihrem Ende entgegen und die alten Traditionen und Werte verblassen allmählich. Das Selbstverständnis der Samurai, dem Herrn zu dienen und im Kampf einen ehrvollen Tod zu finden, scheint ein Relikt vergangener Tage. Umso willkommener ist dem aufrechten Schwertkämpfer Shimada (Koji Yakusho, „Der Aal“) das ihm aufgetragene Himmelfahrtskommando. Fürst Naritsugu (Goro Inagaki, „Saimin“), der Halbbruder des Shoguns, ist ein kriegstreiberischer Psychopath, den das Leid anderer amüsiert. Sein Aufstieg scheint unaufhaltsam. Bis die Obrigkeit hinter verschlossenen Türen seinen Tod beschließt.

Als Scharfrichter soll der herrenlose Shimada fungieren, damit eine Beteiligung des Shogunats unersichtlich bleibt. So schart der alternde Samurai 12 Attentäter um sich, darunter sein Neffe Shinrouko (Takayuki Yamada, „Crows 0“), und lockt Naritsugu in einem kleinen Bergdorf in einen Hinterhalt. Nur konnten die Mörder nicht ahnen, dass der Fürst von einer Armee begleitet wird. In einer verlustreichen, von Miike auf rund 50 Minuten gedehnten Schlacht entscheidet sich das Schicksal der Protagonisten. Elegisch widmet sich die erste Stunde der Rekrutierung und Vorbereitung. Das verblassende Bild der Samurai, die vom Wandel der Zeit eingeholt werden, macht erklärbar, warum die Assassinen im Angesicht des sicheren Todes nicht vor der Gefahr zurückschrecken.

Obwohl die Figurenfülle nur grob charakterisiert bleibt, erhält das unterschwellige Zeitportrait melancholisches Profil. Das politische Ränkespiel wird dabei zur Nebensache. Der harsche Bruch zwischen dem gemächlichen Vorlauf und dem zwar wuchtigen, aber doch relativ zurückhaltend inszenierten Gemetzel lässt „13 Assassins“ inkohärent erscheinen. Das aufwändig gestaltete Historien-Drama verzichtet auf stilisierte Action und zeigt das Töten als bisweilen notwendige Barbarei. Trotzdem ergeben die beiden in ihrer Tonalität grundverschiedenen Teile keine schlüssige Einheit. Sehenswert bleibt die überraschend nüchtern gefasste Klassiker-Neuverfilmung allemal. Nur hätte es dafür vermutlich keinen Takashi Miike gebraucht.

Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

scroll to top