13.11.2010 – No Shame / Bitume – Berlin Schokoladen

noshamebandHeut mal wieder ohne Distanz. Denn der Auftritt von NO SHAME und BITUME war doch mehr eine Herzensangelegenheit als die übliche Konzertunterhaltung. Bislang scheiterte das persönliche Liveerlebnis stets an terminlichen Engpässen (NO SHAME) oder der Schließung der Kreuzberger Pirate Cove (BITUME). Diesmal wurde der Bann gebrochen. Den optimalen Rahmen für dies lang ersehnte Paket schaffte der Schokoladen, der trotz andauernder Querelen mit den Anwohnern seinen Fortbestand sichert. Wenn manche Veranstaltungen in der Vergangenheit auch von der Polizei vorzeitig beendet wurden.

An diesem Abend jedoch blieb alles ruhig. Zumindest außerhalb des kleinen Clubs, der sich entgegen der Skepsis des Herren am Einlass angemessen füllte und letztlich rund 80 Menschen mitreißendes Abendprogramm bot. Den Anfang machten BITUME, deren frisch veröffentlichte fünfte Platte „Lolch“ ausgiebig präsentiert wurde. Vielleicht einen Tick zu ausgiebig. Aber wer will es ihnen verdenken? Der stets hervorragend getextete deutschsprachige Punk-Rock mit Indie-Schnörkeln verfehlte seine Wirkung nicht und hatte das Publikum schnell eingenommen. Zwar wurde es kein Feuerwerk, aber die Stimmung war zum Tourabschluss doch denkbar ausgelassen.

Neben diversen Titeltracks („Wahlwiederholung“, „Punkrock Motorcity“, „Gut im Trend“) dominierten Beiträge von „Lolch“ das Geschehen. „Es regnet Scheiße“, „Einer von vielen“ oder „Paul“ heizten dem Pulk ordentlich ein. Wenn der sich auch nicht zu übermäßiger körperlicher Beanspruchung hinreißen ließ. Tempo und Spielfreude stimmten, Hits wie „Wir werden sehen“ luden zur munteren stimmlichen Unterstützung ein. Der Sound blieb klar genug, um die melodischen Spielereien zur Geltung zu bringen, die BITUME (neben den cleveren Texten) aus der unüberschaubaren Masse an Punk-Bands hervorheben. Den über Anstandsklatschen weit hinausreichenden Jubel hatte sich der sympathische Vierer redlich verdient.

Die Finnen von NO SHAME sind seit Jahren ein Aushängeschild für politischen (Hardcore-)Punk in Europa. Und mag ihr jüngstes Album „Ironing Day“ auch nicht an die Klasse des Vorgängers „White of Hope Turning Black“ heranreichen, so bietet es noch immer genug Kracher („Light of My Life“, „Time“), um ihr Publikum mit Nachdruck von den Füßen zu reißen. Frontmann Sampsa zog es von der kleinen Bühne immer wieder in die Menge, wo er auch ohne Mikrophon stimmliche Präsenz offenbarte. Das Set war große Klasse („Take the Money and Run“, „Happiness“, „Armageddon Now!“, „No Future for the Kids“) und provozierte Bewegung, die schnell um sich griff.

Dem Geist des DIY sind NO SHAME nie entwachsen. Es ist diese Bodenständigkeit und vor allem die gesuchte Nähe zu ihrem Publikum, die sie so besonders macht. Das Finale der gemeinsamen Tour mit den befreundeten BITUME wurde damit zur, wenn schon nicht ausgelassenen, so doch munteren Party. Sehenswert sind beide Bands unbedingt. Mit einer Rückkehr auf die Bühnen der Republik, gern natürlich wieder als liebgewonnenes Paket, sollten sie sich also besser nicht zu viel Zeit lassen!

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