13.05.2006 – Eniac / It.Is.Imperative – Berlin Schokoladen

it-is-imperative-demoEs lohnt sich auch die kleinen, vermeintlich unbedeutenden Bands zu besuchen. Berlin ist nicht gerade bekannt für die Auslastung des Nachwuchses, was den Auftritt der Lokalmatadore IT.IS.IMPERATIVE und den Hamburgern ENIAC nur umso überraschender gestaltete. Etwa 80 Besucher drängten in den gemütlichen Schokoladen in Berlin Mitte, wippten anerkennend mit dem Kopf oder verloren sich in den vorderen Reihen in lautstarker Klangexpression.

IT.IS.IMPERATIVE, deren Post-Hardcore genug Eigenständigkeit aufweist, um den Großen des Genres auf die Zehen zu treten, legten den Grundstein eines großartigen Konzerts im Kleinkaliber. Akustisch gab es nix zu meckern, Vocals zwischen geschrien und gesprochen verwischten mit angenehm sperrigen Instrumentalausbrüchen. Die Stimmung im Raum ließ keinerlei Zweifel darüber aufkommen, dass die Besucher Bock auf Bier und Bewegung, zumindest vereinzelter Gliedmaßen, hatten. Das eigentlich positive aber war, dass IT.IS.IMPERATIVE die vielversprechenden Songs ihrer selbstproduzierten EP mit aktuelleren Stücken deutlich zu überflügeln wussten.

Im Anschluss verbrannten ENIAC, auf dem Flyer mit „Art-Punk“ umschrieben, überschüssige Energie. Der Sänger hatte sich in einen feinen Zwirn, sprich Hose und Jacke, aus Luftpolsterverpackungsmaterial gekleidet, was im Zusammenspiel mit der durchschimmernden Unterwäsche den perfekten Einstieg exzentrisch motivierter Selbstgeißelung bedeutete. Musikalisch wurde eine mitreißende Handvoll Noise-Rock geboten, die in ihrer permanenten Rotzigkeit in Grundzügen an die begnadeten KURT erinnerte. Zwischenzeitlich setzte der Frontmann die Denkerkappe auf, hier ein einseitig geöffneter Schaumgummiwürfel.

Wenn es die Mischung macht, war sie an diesem Abend schlichtweg hervorragend. Zwar war ENIAC die bessere von zwei stimmungsvollen Bands, doch ergänzte sich das Programm in seiner lautstarken Freude am Experiment nahezu perfekt. Persönlich habe ich in Berlin noch kein Konzert in kleinem Rahmen so atmosphärisch dicht erlebt. Es hat schlichtweg alles gestimmt, vom Publikum bis zum Bierpegel. Es lohnt sich also auch die kleinen, vermeintlich unbedeutenden Bands zu besuchen. Gerade hier in Berlin!

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