Es passte, dass der Auftritt von FOSTER THE PEOPLE in Berlin auf den kalendarischen Beginn der närrischen Zeit fiel. Denn mehr Ausgelassenheit, kollektive Freude und ekstatische Begeisterung wäre kaum vorstellbar gewesen. Dankbar sein muss man aber wohl vor allem dem Veranstalter, der das international heftig abgefeierte Gespann im Club An der Schillingbrücke – dem ehemaligen Maria am Ufer – gastieren ließ. Unbestritten hätten die Kalifornier, deren im Frühjahr veröffentlichtes Debütalbum „Torches“ nicht allein in der amerikanischen Heimat für Furore sorgt, auch deutlich größere Hallen in der Hauptstadt gefüllt.
So aber wurde die ausverkaufte Show vor rund 600 Zuschauern ein fast schon überschaubares, darüber aber nicht weniger begeisterndes Vergnügen. Im Vorprogramm gaben sich DRY THE RIVER aus London alle Mühe die Stimmung anzuheizen, was bei Folk-Pop erfahrungsgemäß nicht immer leicht erscheint. Die innige Verbundenheit zum Folk spiegelte bereits der voluminöse Strickpullover des Sängers wider, der irgendwo zwischen Kurt Cobain-Lookalike und Zivilisationsaussteiger aber eine optisch adäquate Figur abgab. Das traf insgesamt auch auf die Darbietung der Band zu, die mit Geiger und rockigen Gitarrenläufen für Abwechslung sorgte. Über die Dauer des Sets kam zwar keine echte Begeisterung auf, die wohlwollenden Publikumsreaktionen waren aber weit mehr als nur Anstandsapplaus.
Das Berliner Publikum – an diesem Abend von Kids in Elternbegleitung bis zu Paaren mittleren Alters immens bunt gemischt – mag nicht zwingend für seinen Überschwang bekannt sein. FOSTER THE PEOPLE, deren reguläres Trio Ergänzung an E-Drum und Laptop fand, wurde aber schon ein Empfang bereitet, der auf die Anwesenheit alteingesessener Rockstars hätte schließen dürfen. Tatsächlich spielen die jungen Herren aus Los Angeles Tanzmusik zwischen Indie, Pop und Elektro. Nun ist auf „Torches“ ob der glatten Produktion kaum erkennbar, ob da nun ein Mann oder eine Frau ins Mikro trällert. Live jedoch präsentierte sich die Band um Sänger Mark Foster mit solcher Wucht, dass der Indie-Touch überraschend deutlich hervorstach.
Vor allem das Zusammenspiel von regulärem Schlagzeug und Elektro-Drum sorgte für einen Soundwall, der über das übliche Disco-Inferno weit hinaus reicht. Die sporadische Gitarre und Fosters zwar klarer, aber doch eine Spur prägnanterer Gesang, taten ihr übriges. Der Pulk jedenfalls war sofort aus dem Häuschen und feierte die Musiker ohne wenn und aber ab. Die dankten es, indem sie praktisch ihren gesamten Fundus verfügbarer Stücke vortrugen und mit ausgeklügelten Lichteffekten und viel Bewegungsfreude ein Feuerwerk verschiedenster Impressionen abbrannten. Und selbst wenn Foster beim frenetisch bejubelten „Pump Up Kicks“ stimmlich aus der Konserve unterstützt schien, war das erste Gastspiel der Shooting Stars in Berlin ein Spektakel mit gewaltigem Unterhaltungswert.