11.05.2022 – Afrob – Düsseldorf, Zakk

Foto-Credit: Daniel B.

Auf manchen Konzerten landet man spontan. Einfach so. Genau das hat während der Corona-Zeit gefehlt. Dieses Einfach-ungeplant-irgendwo-hingehen. Das führt dann mitunter dazu, dass man als angestammter Punk-Enthusiast AFROB auf der Bühne erlebt. Kontrastprogramm also. Zunächst eines frei von Erwartung. Am Ende eines mit stattlichem Unterhaltungswert.

In den Neunzigern zählte der Stuttgarter zur Speerspitze der deutschen HipHop-Szene. Heute verwaltet er sein Erbe mit dem Wissen, dass der Pulk vorrangig an den alten Gassenhauern interessiert ist. Neueres Material ist eher wohlwollend zur Kenntnis genommener Beifang. Das kann frustrieren. Oder aber mit Stolz erfüllen. Denn der eigene Name zieht noch. Im Düsseldorfer Zakk, wo AFROB den Auftakt seiner seit 2020 verschobenen Tour feierte, zog er immerhin rund 400 Zuschauer*innen.

Vorprogramm gab es keines. Oder besser: fast keines. Denn da war ja noch REV, nach eigenem Bekunden jüngstes Signing von AFROB. Weiterhin soll es sein erster Live-Auftritt gewesen sein. So bleibt immerhin Luft nach oben. Denn das Ganze wirkte derart klischeehaft, dass die Grenze zur Parodie nicht weit entfernt schien. Nur leider war da keine Ironie. Stattdessen einstudiert wirkende Ansagen und Texte zwischen „Wegrennen vor den Bullen“ und „iPhone Abi“. Immerhin die Beats hatten Druck. 

Nach gerade einmal zwanzig Minuten war die Darbietung vorüber. Der Pulk spendete artig Applaus. Jetzt konnte das Hauptprogramm starten. Tatsächlich ließ AFROB nicht lange auf sich warten. Bei seinem „ersten Konzert nach 80 Jahren“ schien der Rapper anfangs durchaus nervös. Aber um das Publikum an diesem Abend zu packen, brauchte es keine große Überredungskunst. Apropos Publikum: Weite Teile wirkten wie stinknormale 30- und 40-Somethings mit Ausgangserlaubnis – und Bock auf Party. Also keine Gangster. Auch gut.

Zu Beginn wirkte der Vocalsound etwas verwaschen. Doch brauchte AFROB, lediglich in DJ-Begleitung, nicht lange, um Betriebstemperatur zu erreichen. Neben Tracks wie „Wer ich bin“ und „Rolle mit Hip Hop“ sorgten amüsante Geschichten vom Spitten beim Rappen oder Kiffen vor dem Konzert auf nüchternen Magen für gute Laune. Nur die frühe Ankündigung, dass die alten Songs später schon noch kommen würden, kündete von unnötiger Rechtfertigungspflicht.

Denn es schien unmissverständlich klar, dass die großen Hits, namentlich „Reimemonster“ und „Get Up“, dargeboten werden würden. Wie heftig diese abgefeiert wurden, durfte allerdings verblüffen. Und begeistern. Als weiteres Highlight entpuppte sich der Gastauftritt von Rapperin DIE P, die auf altschulischen Pfaden ordentlich Druck machte. Damit empfahl sich AFROB nicht allein als kollegialer Gastgeber, sondern insgesamt als souveräne Rampensau. Der Unterhaltungswert dieses Corona-Comebacks jedenfalls war stattlich – und das völlig ungeachtet des Kontrastprogrammcharakters.

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