Die erste Europa-Tour von SNFU nach gut und gern acht Jahren wurde im Berliner Wild at Heart furios beendet. Nachdem Frontschwein Mr. Chi Pig die Band 2007 bereits zum zweiten Mal wiederbelebt hatte – auch gegen den Protest früherer Mitglieder –, stellte sich nur noch die Frage, wie das Publikum reagieren würde. Das letzte Album „In the Meantime and in Between Time“ fand (zu) wenig Beachtung, Kanadas Urgestein in Sachen Hardcore-Punk schien in Vergessenheit geraten. Doch allein die Deutschland-Gigs der Konzertreise belegten mit anhaltenden Paukenschlägen, über welchen Stellenwert SNFU auch heute noch verfügen.
Geschätzte 250 Osterverweigerer fanden sich im gut gefüllten Kreuzberger Kult-Club ein und verwandelten den Raum nachhaltig in ein Treibhaus. 90 Minuten gaben Pig und Band alles. Der Pulk tat es ihnen gleich und unterstützte fast jeden Song frenetisch. Am Ende verabschiedete sich der Vierer geschlossen, unter großem Beifall, mit Verbeugung. Ein Hauch von Schauspielhaus legte sich über den Saal. Zu Mr. Chi Pigs Qualitäten als Entertainer passte dies vorzüglich. Selbst wenn die Auswahl skurriler Masken und Spielzeuge diesmal weitgehend ungenutzt blieb.
Eine Vorband gab es auch, FUNERAL MARCH aus Dortmund, die Hardcore-Punk mit klassisch rotz-rockiger Note spielten. Das gefiel, durch Tempo, durch Aggressivität, durch Singalong-Parts. Nur in der äußeren Erscheinung trugen sie ein paar Nummern zu dick auf. Da raunte es schon mal „Fashion Victims“ im Publikum. Ein paar Zuschauer gingen richtig mit, dem Rest schien es relativ egal. Man wusste, für wen man gekommen war. Entsprechende Euphorie griff um sich, als die Hauptband die Bühne betrat – und eine halbe Ewigkeit auf ihren Sänger warten musste.
Das überragende Set raffte die Discographie perfekt zusammen. Von „Cannibal Cafe“, „The Devil’s Voice“ und „The End“ über „Painful Reminder“, „Drunk on a Bike”, „Fate” bis hin zu „Questions, Questions, Questions” und „Head Smash in Buffalo Jump” wurden Hits in Serie geschmettert. Auf der Bühne gab es kein Halten, davor sowieso nicht. Die Stimmung war grandios, SNFU wurden gefeiert wie Superstars. Von denen gab’s Obszönitäten satt, aber auch sichtliche Freude über den warmherzigen Empfang. Im Sommer werden sie wiederkommen – und die Rückkehr auf die internationalen Bretter erneut bis zum Exzess zelebrieren. Die Vorfreude kann beginnen.