11.01.2006 – Lagwagon / A Wilhelm Scream / Sub Simplex – Berlin SO36

lagwagon-band-2006Ein Abend mit LAGWAGON ist wie der Besuch alter Freunde. Obgleich die Band um Sänger Joey Cape im Laufe ihres Bestehens musikalische Höhen und Tiefen erlebt hat, ist ein Konzert der sympathischem Fünf stets ein Erlebnis. Dabei kann sich der geneigte Fan auf eines verlassen, nämlich das LAGWAGON auch nach der Veröffentlichung von mittlerweile sieben Platten, einer B-Seiten-Kompilation und einem Live-Album bunt gemischt durch alle Schaffensperioden durchs Programm führen. Das Gastspiel im Kreuzberger SO36 sollte da keine Ausnahme bilden.

Die Düsseldorfer Combo SUB SIMPLEX eröffnete den Reigen pünktlich um 21 Uhr. Geboten wurde ansprechend instrumentierter Rock zwischen Indie und Punk. Mit deutschen und englischen Texten heizte das Quartett den Zuschauern ein und erinnerte dabei nicht von ungefähr an eine schnellere Ausgabe von MUFF POTTER. Das Publikum würdigte den Einsatz angemessen, auch wenn sich nur vereinzelt Freude an der Bewegung zeigte. Im Anschluss betraten A WILHELM SCREAM das Feld und legten mit „Killing It“ und „The King is Dead“ gleich einen furiosen Start hin. Ausgebremst wurde dieser nur durch die anfänglichen akustischen Mängel, die sich aber alsbald erübrigten. In den folgenden knapp 40 Minuten präsentierte das Gespann einen saftigen Rundumschlag durch ihr Schaffen, wobei ihr jüngstes Album „Ruiner“ ein verständliches Übergewicht verzeichnen konnte.

Mein persönlicher Höhepunkt war „Me vs. Morrissey in the Pretentiousness Contest (The Ladder Match)“, der mit solch unbändiger Wucht in den Saal geschmettert wurde, dass nicht nur mir kurzzeitig der Atem stockte. Die Zuschauer reagierten entsprechend und entließen A WILHELM SCREAM, die den Rufen nach einer Zugabe aus Zeitgründen nicht mehr nachkommen konnten, mit lautem Jubel. Die furiose Mischung aus Punk und Hardcore kam an – und dürfte der Band auch in der Hauptstadt neue Sympathien eingebracht haben. Der Rest des Abends gehörte LAGWAGON. Über gut 80 Minuten wurde gesungen, gerockt und gescherzt. Das im Vergleich zum Kölner Konzert am vergangenen Sonntag recht spärlich besuchte Gastspiel – „nur“ etwa 300 Fans fanden den Weg ins SO36 – hielt die beliebten Punk-Rocker nicht davon ab, ein gewohnt kurzweiliges Feuerwerk alter und neuer Hits abzubrennen.

Die Jungs wissen eben was ihr Publikum hören will – dem entsprechend wurden Songs wie „Know It All“, „Sleep“, „Violins“, „Angry Days“, „Mr. Coffee“, „May 16“, „Making Friends“ oder „Island of Shame“ zum Besten gegeben. Die Band selbst zeigte sich gut gelaunt und spielfreudig. Gitarrist Chris (der große) amüsierte allein durch seine Erscheinung, ziert das auf hochgeschossenem Körper sitzende Haupt doch mittlerweile eine belächelnswert lang gewachsene Haarpracht. Gitarrist Chris (der kleine) intonierte ein Kinderlied über Palmen und Bananen, während zum Schluss ein Song gespielt wurde, den einst das unlängst verstorbene LAGWAGON-Gründungsmitglied Derrick Plourde schrieb. Ihm ist auch das aktuelle Album „Resolve“ gewidmet, das mit dem Vorgänger „Blaze“ außergewöhnlich intensive Vorstellung erfuhr. Den Zuschauern, soviel ließ sich lauthals mitgesungenen Passagen und Bühnentauchern entnehmen, hatten ihr Vergnügen. Zu Recht, denn alte Freunde lassen dich eben niemals im Stich.

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