Es gibt untrügliche Indizien dafür, dass SAMIAM zu Besuch waren: Die Klamotten riechen wie feuchter Iltis, die Stimme hat sich in heiseres Krächzen verwandelt und die Ohren klingeln, als hätte man den Abend neben einem Flagggeschütz zugebracht. Wer jetzt noch fragt, ob es das wert war, hat die kalifornischen Indie-Punks wohl noch nie live erleben dürfen.
Seit mittlerweile dreißig Jahren treibt die Band nun schon ihr Unwesen – zwanzig davon werden sie vom Verfasser dieser Zeilen begleitet. Regelmäßig. Beiderseits ohne Ermüdungserscheinungen. Diese Liebe hält ewig. Da nimmt man gern in Kauf, dass der Körper die damit verbundenen Anstrengungen nicht mehr ganz so leicht wegsteckt wie noch zwei Dekaden zuvor. Aber das geht augenscheinlich einigen derer Konzertbesucher so, die sich vor der Bühne verausgaben, Texte lauthals mitschmettern und ihre zunehmend ergrauten (oder kahlen) Häupter zu Songs schütteln, die sie seit langer, langer Zeit begleiten.
Das Set im ausverkauften Kölner Gebäude 9 blieb auch diesmal vorhersehbar. Zumindest in weiten Teilen. Denn natürlich wurden Songs wie „80 West“, „Sunshine“, „She Found You“, „Dull“, „Full On“, „Capsized“, „Mexico“, „Mud Hill“, „El Dorado“, „Stepson“ oder „Over Now“ ins Set integriert. Überraschungen gab es dennoch. Deren erfreulichste: „Bad Day“ wurde gespielt. Endlich wieder. Zum Abschluss des regulären Sets sorgte der „Clumsy“-Hit für großen Jubel. Kaum auf dem Schirm gehabt haben dürften die meisten Anwesenden das leise „Tag Along“. Auch das gab es lange nicht.
Für Gelächter sorgte ein hartnäckiger Fan im Hintergrund. Erst forderte er unter wiederholten Kommentaren der Band vehement „Home Sweet Home“ – und machte, als die Band gerade glaubte, ihn mit der Erfüllung seines Wunsches zufriedengestellt zu haben, mit „Sky Flying By“ weiter. Dass auch diese ganz alte Perle – zum krönenden Abschluss des Zugabenteils – zum Besten gegeben wurde, durfte als untrügliches Zeichen für die tiefe Verbundenheit zwischen SAMIAM und ihren Fans verstanden werden.
Eine Vorband gab es übrigens auch. Die bot: Kontraste. Da TV HAZE als Support ausfielen, sprangen kurzerhand die Kölner LEER ein. Das Trio brauchte keine Mikros. Denn es wurde rein instrumental – und heftig. Auf dem Programm stand Post-Metal, der SAMIAM-Sänger Jason anschließend zu großem Lob anspornte. Zurecht. Nach dem Auftritt seiner eigenen Combo konnte man dieses getrost an die Kalifornier zurückspielen. Denn die Spielfreude war einmal mehr so groß wie Hitdichte. Alles wie immer also. Gut, dass sich manche Dinge niemals ändern.