10.10.2013 – Torpedo Holiday / Manku Kapak – Solingen Waldmeister

topedoholidaymankukapaksolingenEs gibt sie noch, diese mit Herz und Enthusiasmus betriebenen DIY-Schuppen, die unermüdlich Raum für Subkulturen freischaufeln. In ihnen kann man sich wohlfühlen und allen voran dem zehrenden Geist der Ellenbogengesellschaft entkommen. Denn im Vordergrund steht nicht der schnöde Kommerz, sondern die Lust an der Kreativität und das Zusammentreffen mit frei denkenden Zeitgenossen. Eine solche Lokalität ist das Waldmeister in Solingen, in dem (am relativen Arsch der Welt) Konzerte in Wohnzimmeratmosphäre geboten werden.

An diesem trüben Donnerstagabend waren zwei Bands aus dem hohen Norden zu Gast. Zur Verortung können beide in die Schublade des Post-Hardcore gesteckt werden. Die jeweiligen Besonderheiten offenbaren sich erst im Detail. MANKU KAPAK, ein Trio aus Bremen, kündet im Wechsel aus geschrienen und halb-gesprochenen deutschen Texten von Verzweiflung und Resignation. Mit überfallartigen Vorstößen werden Passagen des Innehaltens jäh beendet, was dies stimmige, zart an klassischen Emo-Core angelehnte Wechselbad der Gefühle zum intensiven Erlebnis stempelt.

Was zu Konzerten wie diesen auch gehört, ist ein unfertiger Sound. Das Geschriene war unverständlich, ein lärmender Brei, dessen emotionale Richtung jedoch stets spürbar blieb. Das änderte sich auch bei TORPEDO HOLIDAY nicht. Die Hamburger, die ihre Genrevariante mit punkigem Vorschub anreichern, lärmen auf hohem Niveau. Zum guten Ton gehört es auch, im Kollektiv ohne Mikro in die (überschaubare) Tiefe des Raums zu plärren. Das wirkt sympathisch reduziert. Und ehrlich, wenn dies Attribut nicht längst inflationär erstarrt wäre.

Mit Stücken wie „Und niemals Tourmalet“ oder „Haut euch selber“ brauchte man sich um Qualitätsschwankungen keine Gedanken zu machen. Viele zeugen dieser Qualität gab es allerdings nicht. Die 15 Zuschauer, Organisatoren und Mitglieder der jeweils anderen Band eingerechnet, sorgten trotzdem für eine würdige Kulisse. Aber auch das gehört zum Tagesgeschäft subkultureller Bewahrungsambitionen. Ein Donnerstagabend, (noch) wenig bekannte Bands und Solingen. Beim nächsten Konzert wird hoffentlich wieder mehr Publikum zugegen sein. Denn der Trip ins Umland lohnte auch diesmal.

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