09.10.2012 – Billy Talent / Anti-Flag / Arkells – Düsseldorf Mitsubishi Electric Halle

billytalenttour2012Sie bleiben ein mitunter zweischneidiges Schwert – und doch haben BILLY TALENT mit ihrem vierten Album „Dead Silence“ bewiesen, dass mit ihnen auch außerhalb der Charts noch zu rechnen ist. Die neben dem selbstbetitelten Debüt stärkste Platte der Kanadier macht die zum Teil erschreckende Belanglosigkeit von „II“ und „III“ fast vergessen. Aber auch nur fast. Denn live nimmt dieser zusammengefasste Mittelteil ihrer Discographie noch immer den größten Teil ein. Und die zigtausend Fans der Band sehen das sowieso völlig anders – wie auch das Gastspiel in der Düsseldorfer Mitsubishi Electric Hall offenbarte.

Unterstützt wurde die Band von den ARKELLS, einer ebenfalls kanadischen Combo zwischen Rock, Folk und Rock n‘ Roll. Die waren alles andere als schlecht, durften aber wohl nur als Tourbegleitung fungieren, weil BILLY TALENT gern mal weniger bekannten Landsleuten größeres Gehör verschaffen. Nötig haben das mittlerweile wohl auch ANTI-FLAG, deren streitbare Überführung des einstigen Polit-Bashings in Stadionrock-Sphären einen faden Beigeschmack behielt. Kurios war vor allem die (Quasi-)Bankrotterklärung ihres Namens: Denn ANTI-FLAG hissten ein Stoffbanner, mit dem sich das sonst übliche Clubpublikum der Pittsburgher komplett hätte einwickeln können.

Während den ARKELLS nur 20 Minuten Bühnenzeit gewährt wurde, füllten ANTI-FLAG bald eine Stunde aus. Die Akustik ging in Ordnung, schließlich sind die Jungs sonst eher auf merklich kleineren Brettern zu Hause, und auch das Set wurde der Erwartung mit „Underground Network“, „This is the End“, „Die For the Government“, „The Bright Lights of America“ oder „Turncoat“ gerecht. Aber der Animierung zum Gemeinschaftsklatschen (inklusive munterem Mittelfingerecken) war es am Ende des Guten doch zu viel. BILLY TALENT kommen damit durch. Sie rangieren längst in anderen (kommerziellen) Sphären.

Was bleibt also zu BILLY TALENT zu sagen? Die Massen haben sie mit einem Fingerschnippen im Griff. Ekstase und kreischende Teenies gibt’s obendrauf. Aber der rund 90-minütige Auftritt machte Spaß. Trotz einer Fülle verzichtbarer Beiträge (allen voran das gruselig banale „Fallen Leaves“ oder auch „Surrender“), die vom Pulk aber allesamt kompromisslos abgefeiert wurden. Überraschend war die Abgehbereitschaft im Publikum. Bereits bei ANTI-FLAG formierten sich verschiedene Cirlce-Pits stattlicher Größe. Und die verschwanden auch bei beim Hauptact nicht, der immerhin mit „This is How It Goes“ und „Try Honesty“ auch seiner Anfangstage gedachte.

Dass „Dead Silent“ deutlicher in Richtung Rock n‘ Roll strebt, wurde auch live deutlich. Neben den Singles „Viking Death March“ und „Surprise Surprise“ unterstrich dies vor allem „Man Alive“. Die totale Ausschweifung herrschte beim abschließenden Gassenhauer „Red Flag“, bei dem eifrig rote Tücher geschwenkt wurden. Die gute Zeit jedenfalls war sowohl der Band um den emsig herum hopsenden Benjamin Kowalewicz als auch dem begeisterten Pulk anzumerken. Zu meckern gab es demnach nichts. Oder nicht viel. Selbst für die Fraktion der ewigen Nörgler und Zweifler. Entwaffnenden Charme nennt man das wohl…

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