09.05.2002 – Millencolin / Donots / Anti-Flag – Köln Palladium

millencolin-logoNunmehr vier Jahre und zwei weitere Alben sind ins Land gegangen, seitdem ich die vier Schweden von MILLENCOLIN zuletzt live bewundern durfte. Zu dieser Zeit vermochte das Burning Heart-Urgestein so eben die Live Music Hall zu füllen, so dass ich gerade im Bezug auf die Verlegung des Konzertes vom Kölner E-Werk ein paar Hausnummern weiter ins verhältnismäßig gewaltige Palladium doch sehr gespannt auf das dortige Publikum war. Immerhin fungierten die Ibbenbürener Pubertäts-Magneten der DONOTS als Vorgruppe der „Soft-Core“-Heroen. Abgerundet wurde das Geschehen von den aus Pittsburgh stammenden ANTI-FLAG, zumindest eine Band von der man im Vorraus mit bestimmter Sicherheit wusste, sie würde einen nicht enttäuschen.

Wider Erwarten war das Palladium, sonst eher Forum für Veranstaltungen wie die NO ANGELS bis zum Bersten gefüllt, wobei sich der Altersdurchschnitt bei etwa 18 einpendelte. Da durfte man sich als Twentysomething fast schon ein bisschen alt vorkommen. Recht früh am Abend enterten zum Auftakt ANTI-FLAG die Bühne. Der etwa halbstündige Gig, in dessen Verlauf deren beide Alben „A New Kind of Army“ und „Underground Network“ ausreichende Würdigung erfuhren, war außerordentlich sehenswert, auch wenn sich mir unweigerlich der Wunsch aufdrängte, die vier Jungs auf dem weitaus beschaulicheren Podium des Underground zu erleben. Verwunderlich bleiben nur die dezent übertriebenen Jubelarien auf die politischen Statements von Sänger und Gitarrist Justin, bei denen es so schien, als würden diejenigen am lautesten grölen, deren Stundenplan gerade einmal Sachkunde ins Programm genommen hat .

Nicht lange auf sich warten ließen darauf die DONOTS, die im THUMB-Trommler Steffen Wilmking eine würdevolle Vertretung für ihren durch einen Armbruch ausgefallenen Drummer Eike gefunden hatten. Man ist es ja mittlerweile gewohnt, dass die DONOTS auf ihren stetig belangloser werdenden Konzerten von den Kiddies abgefeiert werden, als gäbe es kein Morgen mehr. Aber zum wiederholten Male ein Programm zu erleben, bei dem lediglich die Songs ihres „Pocketrock“-Albums runtergedudelt werden, während im stillen Kämmerlein ein ganzer Haufen prima Stücke ihrer „Tonights Karaoke-Contest Winner“-Ep und des Debütalbums „Better Days Not Included“ dahinsiechen, ist schlicht unverständlich. Da verblassen sogar noch denkwürdige Auftritte der fünf aus früheren Tagen, beispielsweise das famose Gastspiel im Düsseldorfer AK 47 im Februar ’99, bei dem Ingo & Co. aus Gründen eingeschränkten Liedspektrums kurzerhand Songs wie „You Cannot“ oder „Outshine the World“ mehrmals zum Besten gaben.

Auf MILLENCOLIN musste man im Anschluss ebenfalls nicht lange warten, so dass bereits gegen Viertel vor zehn Nikola und Konsorten die Bühne betraten. Gefreut habe ich mich schon auf die Schweden, auch wenn ich nur bedingt Fan ihres letzten Albums bin und somit die Vorahnung mit mir trug, an diesem Abend weniger auf meine Kosten zu kommen. Das Ergebnis war allerdings noch weitaus schlimmer als befürchtet! Kult-Alben wie „Tiny Tunes“ und „Life On a Plate“ wurden – einmal abgesehen von den Openern „Mr. Clean“ und „Bullion“ – einfach links liegen gelassen und bis auf „Twenty-Two“ vergaß man wohl auch völlig, dass es einmal eine Platte namens „For Monkeys“ gegeben hat. Stattdessen reihten MILLENCOLIN, sonst bekannt und beliebt aufgrund ihres extrem abwechslungsreichen Programms aus sämtlichen Veröffentlichungen, Hits des beliebten „Pennybridge Pioneers“ und Nummern des enttäuschenden „Home From Home“ an den nächsten.

Ein zwar durchaus munterer, insgesamt aber doch enttäuschender Auftritt, der MILLENCOLIN letztendlich auch nicht mehr zum Kreis erlesener Bands zählen lässt, die man unbedingt mal live gesehen haben muss. Ein vergnüglicher Abend war es schon, aber 20 Euro für solch durchwachsene Auftritte lässt einen dann doch schon mal sauer aufstoßen. Könnte aber auch am vielen Heineken gelegen haben.

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