07.11.2010 – Jimmy Eat World / Minus The Bear – Köln E-Werk

jimmyeatworldbandMehr als drei Jahre liegt das letzte JIMMY EAT WORLD-Konzert nun schon zurück. Eine derart lange Durststrecke hatte es davor bei weitem nicht gegeben. Dazwischen gab es mit „Chase This Light“ und dem aktuellen Longplayer „Invented“ verhältnismäßig belangloses zu hören. Zwei Alben, über die man gern und ausführlich diskutieren darf. Trotz allem war die Hütte am heutigen Abend in Köln (natürlich) mal wieder ausverkauft. Enttäuscht wurde wohl niemand, außer vielleicht die Dauernörgler. Denn das E-Werk bot bei gewohnt gutem Sound und schönem Ambiente den passenden Rahmen für eines der besten je gesehenen Konzerte dieser Band. Vor allem war von den poppigen und teils ruhigen Tönen der letzten beiden Alben relativ wenig zu hören.

Um 20 Uhr bereits betraten aber erst einmal MINUS THE BEAR die Bühne. Freundlich, wenn auch nicht überschwänglich, wurde das Quintett aufgenommen. In den etwa dreißig, fünfunddreißig Minuten wurde weniger gesprochen als vielmehr gespielt. Bei klarem Sound tat sich diesbezüglich ihr zweiter Gitarrist hervor, der immer wieder in Trance-ähnliche Zustände verfiel. Ihr leicht experimenteller und verspielter Indie-Rock passte gewiss in den heutigen Rahmen, steht bei mir seit jeher aber nicht ganz oben auf der Liste. Nett war es sicherlich, aber damit auch okay.

Jim Adkins und seine drei Mitstreiter betraten gegen neun die Bühne und legten mit „Bleed American“ gleich forsch los. Das Publikum hatten sie damit direkt auf ihrer Seite, und dieses – als auch die Band – starteten gleich von Null auf Hundert durch. So kennt man diese Band zwar, aber vielleicht war es wegen der langen Zeit für sie auch etwas besonderes heute hier zu spielen. Etwas in dieser Richtung äußerte der Frontmann später auch, was man ihm durchaus abnehmen konnte. Denn die Leidenschaft und Spielfreude auf der Bühne war kaum zu übersehen. Der Sound war während des gesamten Konzertes mehr als ordentlich, was gerade dem Gesang von Adkins zugute kam. Es folgten unmittelbar mit „Your New Aestethic“ und „A Praise Chorus“ zwei weitere ältere Songs und alle Zweifel oder Ängste, vornehmlich neueres Material könnte gespielt werden, waren vom Tisch. Zwar kam dann mit „My Best Theory“ die erste Single des aktuellen Albums, aber diese hinterließ – genau wie die anderen Songs von „Invented“ – ein ganz anderes Bild als auf Platte.

Der ganze Klimbim und all die Glöckchen wurden abgestreift, stattdessen bekam man die Lieder in ihrer rockigen Rohform vorgesetzt. Da funktionierte selbst die nicht sonderlich gute Single um Längen besser. Unterstützung erhielten sie im Hintergrund immer wieder von einer jungen Frau, die heute ihren 20. Geburtstag feierte und u.a. den weiblichen Backing-Gesang übernahm. Von den neuen Songs überzeugte vor allem das schöne „Coffee and Cigarettes“, doch auch „Evidence“ und das ruhige, im Semi-Akustikteil gespielte „Movielike“ wussten deutlich zu punkten. Das taten die (zum Glück) wenigen „Chase This Light“-Ausflüge dagegen weniger. Statt „Dizzy“ hätten sie einfach mal einen Song von „Static Prevails“ auspacken können, auch das in der Vergangenheit gern gespielte „No Sensitivity“ stand heute leider nicht auf der Speisekarte.

Dafür aber natürlich die relevanten Hits, wovon JIMMY EAT WORLD so viele haben. „Pain“ und „Work“ von „Futures“, ihr Durchbruchsalbum „Clarity“ wurde u.a. mit „For Me This is Heaven“ und natürlich dem heftig umjubelten „Blister“ berücksichtigt. Den Abschluss des regulären Konzertteils beendeten sie mit dem ausufernden „Goodbye Sky Harbor“, welches man von ihnen live nicht so häufig zu hören bekommt. Insgesamt wurde „Bleed American“ (erwartungsgemäß) am meisten berücksichtigt. Von den fünf Zugaben waren alleine drei von diesem Album. JIMMY EAT WORLD fingen diesen Teil mit „23“ noch gemächlich an, zündeten dann aber mit „Get It Faster“, „Lucky Denver Mint“, „The Middle“ und dem Mitgröler „Sweetness“ ein wahres Feuerwerk. 1 ¾ Stunden später und nach mehr als zwanzig Songs entließ die frenetisch gefeierte und sichtlich glückliche Band ihr wenigstens ebenso zufriedenes Publikum. Denn derart begeisternd ist auch für eine Band wie JIMMY EAT WORLD nicht alltäglich.

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