Man muss im Leben nicht immer viele Worte machen. Oder auf einem Konzert Unmengen an Songs spielen, geschweige denn die Bühne länger belagern als zwingend notwendig. TITLE FIGHT scheinen dies Credo verinnerlicht zu haben. Ihre erste Show in Berlin dauerte schlappe 35 Minuten. Inklusive Zugabe. Nun könnte man denken, die als Geheimtipp geltende Combo aus der US-Provinz (Kingston, Pennsylvania) hätte an diesem Abend schlicht keine Lust verspürt. In Wahrheit aber berufen sich die seit Jugendtagen Musik machenden Freunde auf die Wurzeln des Hardcore und halten ihren Indie/Punk in der Tradition von JAWBREAKER und LIFETIME so knapp wie enervierend.
Über die Jahre veröffentlichte der Vierer verschiedene EPs, die 2009 unter dem Titel „The Last Thing You Forget“ zusammengefasst wurden. Die Kürze ist also seit jeher beständiger Teil des Bandprofils. Das Vorprogramm indes bestückten TRANSIT und BALANCE AND COMPOSURE. Überzeugen konnten beide, wirklich mitreißen keine. TRANSIT aus Boston erinnerten stark an die frühen TAKING BACK SUNDAY und eine Zeit, als Emo noch kein Schimpfwort war. Die melodische Mischung aus Indie und Punk kam an, entlockte dem nahezu versteinerten Publikum aber auch beim MILLENCOLIN-COVER „No Cigar“ kaum mehr als Achtungsapplaus.
BALANCE AND COMPOSURE, ebenfalls aus einer Kleinstadt in Pennsylvania, gaben eine Mischung aus 90’s-Alternative und Post-Hardcore zum Besten. Auch ihr Auftritt sorgte unter den geschätzt 120 Zuschauern für kaum mehr als rhythmisches Kopfschütteln und beiläufige Anteilnahme. Das Berliner Publikum ist bekanntermaßen nicht die Krone der Agilität. Der Gegenbeweis allerdings wurde mit dem Erscheinen von TITLE FIGHT angetreten. Zu erkennen gewesen war die bedingungslose Unterstützung der Band durch vereinzelte Publikumsteile bereits auf der Supporttour mit POLAR BEAR CLUB im Frühjahr 2010.
Im Kreuzberger Magnet-Club scharte sich ein stattlicher Pulk vor der Bühne zusammen und feierte die Band ab, als gäbe es kein Morgen mehr. Jeder Song wurde leidenschaftlich und textsicher intoniert, Arme gereckt und Körper ohne Rücksicht (vor allem auf die junge Fotografin!) von der Stage ins Publikum geworfen. Angefacht wurde die treffliche Stimmung durch das starke Set, bei dem Titel des von Walter Schreifels produzierten Albumdebüts „Shed“ (darunter der Titeltrack, „27“, „Coxton Yard“) munter mit älteren EP-Beiträgen („Symmetry“, „Memorial Field“, „Introvert“) kombiniert wurden. Das vorzeitige Ende trübte die Begeisterung nur marginal. Schließlich hatten TITLE FIGHT binnen einer halben Stunde bereits mehr als ein gutes Dutzend Tracks vorgetragen!
Dank fürs Foto gebührt dem Ziegendorfer Chefknipser Ivo H.!