05.04.2002 – Satanic Surfers / D-Sailors – Köln Underground

satanic-surfers-bandDer Besuch eines SATANIC SURFERS-Konzertes versteht sich aufgrund persönlicher Präferenz von selbst. Und doch hatte ich im Bezug auf ihren Gig im Kölner Underground gemischte Erwartungen. Zum einen war ich verdammt gespannt auf das Material ihres neuen Albums „Unconsciously Confined“, zum anderen auf den neuen Drummer Martin, der Sänger Rodrigo ja bekanntermaßen als bisherigen Trommler abgelöst hat. Von ihm heißt es, er beherrsche kaum alte Stücke aus dem Schaffen der SURFERS. Aber abwarten. An diesem sonnigen Nachmittag schienen recht viele Leute von der Idee angetan, dieses Konzert miterleben zu wollen, denn der Underground-interne Biergarten beherbergte bereits bei unserem Eintreffen gegen 19 Uhr erstaunlich viele Fans des Quintetts. Das führte dazu, dass schon im Vorfeld eine gewaltige Menschenmenge gen Eingang drängte, um den Einlass zu erwarten.

Zumindest öffneten sich schon bald darauf die Pforten des Clubs, während die rückwärtige Schlange sich anstellender Gestalten immer länger wurde. So verwunderte es auch keinen, dass schon einige Zeit später ein kleines Ausverkauft-Schild die Eingangstür zierte. Ein solches Gedränge habe ich am Underground noch nie erlebt. Aber die Schlacht um gewährten Einlass sollte an diesem Abend nicht die letzte bleiben. Als Support der SURFERS fungierten einmal mehr die D-SAILORS aus Jülich, die sich durch zahlreiche Auftritte in den letzten beiden Jahren, ihrem durchaus gelungenen „Mind Dressing“-Album sowie der letztjährig veröffentlichten Split mit der Brasilianischen Band NITROMINDS eine immer größere Fangemeinde erspielen. Zwar verspürte ich diesmal nicht wirklich das Verlangen, die vier Vitaminepillen-Jungs sehen zu müssen, der Auftritt ging aber aufgrund der Songauswahl und des dröhnenden Garage-Sounds völlig in Ordnung.

Zu meiner Erleichterung hatten es viele der zuvor angestandenen Poser-Kids nicht bis in den Club geschafft, so dass dann doch ein weitreichend angenehmes Publikum zugegen war. Die SATANIC SURFERS betraten gegen 22 Uhr die überschaubare Bühne und boten mit Sänger Rodrigo in Front schon ein ungewohntes Bild. Jedoch fügte sich Drummer Martin fast Nahtlos ins Bandgefüge ein. Der einzige daraus resultierende Nachteil ist einzig und allein, dass Rodrigo nun kaum mehr Einfluss auf das Tempo der Songs hat. Musikalisch gab es auch (wie gehabt) nichts am Auftritt der SURFERS auszusetzen. Erwähnenswert in diesem Zusammenhang höchstens die nicht immer präsente Stimmgewalt des Frontmanns. Die Setlist bestand größtenteils aus Liedgut der beiden letzten Alben „Fragments and Fractions“ und dem brandneuen „Unconsciously Confined“. Und darin lag die eigentliche Schwäche des Konzertes.

Zwar wurde mit „Silent Box“ und „Even If Time Stood Still“ das „666 Motor Inn“-Album qualitativ ausreichend gewürdigt und auch die alten Songs „Why“ und „Equal Rights“ wussten zu gefallen, konnten aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass ihr 95er Kult-Album „Hero Of Our Time“, lediglich präsentiert durch „…and the Cheese Fell Down“ und „The Treaty and the Bridge“ sträflich übergangen wurde, neuer Drummer hin oder her! Natürlich werden auch die SATANIC SURFERS älter und reifer und vor allem Rodrigo versucht sich seit einiger Zeit von der alten SURFERS-Gangart zu distanzieren. Für genügend Stimmung sorgte die Band dennoch, auch wenn sich die mal wieder völlig übertrieben zu Werke gehenden Security-Kräfte in Front des Bewegungsspielraumes, die schon im Vorfeld einer Unterwanderung des Underground-Grundstückes durch auswärtig erworbene Getränkeverpackungen mit gezielter Körperkontrolle und grimmiger Miene entgegenzuwirken wussten, im Laufe des Konzertes nicht nur den Unmut des Publikums, sondern auch den der Band zuzog.

Aber trotz diverser Intervenierungsversuche seitens Rodrigo und Gitarrist Fredrik sollte an diesem Abend Stage-Diving verpönt bleiben und zum Extremsport ausarten. Einige der anwesenden Fans machten sich anschließend einen Heidenspaß daraus, den Schutzmännern beim Pogen den einen oder anderen Haken zu verpassen. So lieferten sich die jedem Crowdsurfer nachsteigenden Security-Brocken und das in Fahrt gekommene Auditorium einen unterhaltsamen Kampf um das Recht auf bedingungsloses Abfeiern einer wirklich sehr geilen Live-Band. Alles in allem ein lockerer Abend mit gut aufgelegten SATANIC SURFERS, die ruhig ein paar Klassiker mehr hätten zum Besten geben können. Die Songs der neuen Platte wussten live auch zu gefallen, gehen aber wohl eher wieder in die mit „Fragments and Fractions“ eingeschlagene Richtung. Man darf gespannt sein. Positiv anzumerken bleibt noch, dass sich die SATANIC SURFERS durch wirklich faire Preise für Shirts und Platten trotz Euro-Umstellung und überall gastierendem Wucher wohltuend aus der kapitalistischen Masse unzähliger anderer Bands hervorheben.

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