05.02.2005 – R.E.M. – Oberhausen, König-Pilsener-Arena

Poster zum Tour-Auftritt in Berlin

R.E.M.-Konzerte sind wie ein guter Caipirinha – altbekannte Zutaten, gemixt zu einem erfrischenden Ergebnis. Statt auf Cachaca und Limetten setzen R.E.M. auf andere Grundkomponenten. Sänger Michael Stipe dekoriert sein hageres Gesicht gewöhnlich mit einer Lage Make-up, die Gruppe spielt auf jeden Fall „Losing My Religion“, nach „Man On the Moon“ folgt die Zugabe und zum Finale gibt es ein krachiges „It’s the End of the World… and I feel fine.“ Soweit die Theorie. Das Programm, das die Band aus Athens, einer Stadt im US Bundesstaat Georgia, am 5. Februar in der Oberhausener KöPi-Arena zusammenmischt, ist jedoch alles andere als vorhersehbar. 

Zu Beginn zeigt sich das Trio mit „Finest Worksong“ und „I Took Your Name“ rockig. Das ist ein Kontrast zum aktuellen Album „Around the Sun“, bei dem die Gruppe eher durch eingängige, fließende Melodien überzeugt. Michael Stipe wirkt mit einem blauem Streifen über Augen und Ohren verwegen. Bassist Mike Mills trägt das Haar unauffällig kurz, Gitarrist Peter Buck formt den Mund zu einem Lächeln. Die Stimmung wechselt. Bei „Hi-Speed Train“, dem ersten Lied des aktuellen Albums, wird es ruhig. Die Musik liegt tragend in der Arena. Die anfangs rockige Stimmung weicht Melancholie. Es wird politisch und realistisch: Sänger Stipe spricht sich gegen die Bush-Politik aus. Die Songs „Wanted to be Wrong“ und „Final Straw“, zu denen die Texte eingeblendet werden, lassen die Musik schwer nachwirken. 

Schön, dass R.E.M. bei ihren Konzerten keiner einheitlichen Set-List folgt und die Liedauswahl variiert. So kommen die Zuschauer in den Genuss eines grandiosen „Electrolite“ und dem getragenen „Find the River“. Dabei überzeugen R.E.M. nicht durch eine aufgemotzte Bühnenshow. Auch die Kulisse ist recht minimalistisch. Das Konzert wirkt durch die engagierten Musiker, die in einem Moment ruhig und traurig wirken, im nächsten Augenblick energisch über die Bühne hüpfen. Das macht Spaß. Die innere Uhr ist ausgeschaltet.

R.E.M. spielen 25 Songs an diesem Abend. 25 Stücke, die das Zeitempfinden des Publikums in eine Art Jumbojet packen und viel zu schnell vorbei sind. Das Konzert schafft einen Nebelzustand, der wie ein guter Cocktail nachwirkt. Die Zugabe folgt diesmal nach „Losing My Religion“. „Man on the Moon“ ist das letzte Stück des Abends. Das Konzert ist wie ein Caipirinha mit leicht variierten Zutaten. Als Nachwirkungen verursacht es keinen Kater, dafür aber einen lang andauernden Glückszustand.

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