Es war das Karnevalswochenende und somit zumindest für mich an der Zeit, die heimischen vier Wände ein paar Tage nicht zu verlassen. Doch anstatt den Tag im Bett zu verbringen und dem närrischen Treiben den blanken Hintern zu zeigen, machten wir uns per Bahn ausgerechnet in die Domstadt auf, schließlich sollten die großartigen HOT WATER MUSIC dort Halt machen. Da nimmt man auch schon mal gerne rote Nasen, Clowns und Ähnliches in Kauf. Ort des Geschehens war das Gebäude 9, das bereits im Vorfeld als ausverkauft deklariert wurde. Der Club liegt in einer Art Industriegegend und beherbergt eine ganze Reihe von Künstleragenturen und Ateliers. Der Konzertraum selbst ist eine alte und auf den ersten Blick recht ungemütliche Lagerhalle, die allerdings einen unerwartet guten Sound bot.
Nachdem die ersten Biere getankt und ein paar Witze über einen als Lampenschirm verkleideten jungen Herrn mit lila Plüschmantel gemacht wurden, ging es mit den Briten von TRIBUTE TO NOTHING los. Musikalisch kann ich mir das Quartett auf Platte mal geben, aber ist ihr doch recht verspielter Noise-Rock nicht immer mein Fall. Doch live war die Darbietung schon recht nett anzusehen, was vor allem an der enthusiastischen Art der Musiker lag. Da wurden die Gitarren durch die Luft gewirbelt, selbige um die Körper gedreht oder der Mikrofonständer drei Meter in die Luft geschleudert. Das ging zwar nicht immer gut, doch eine Band so auf der Bühne abgehen zu sehen, gibt es auch nicht alle Tage. Zwischendurch war immer mal wieder ein Songs dabei, der mehr haften blieb, doch nach einer gewissen Zeit wurde es ein wenig zu eintönig und manche Stücke wurden einfach zu sehr in die Länge gezogen. Schade eigentlich, denn manche Nummern hatten wirklich Hitpotenzial. Nach etwa 40 Minuten war dann Schluss und alles wartete selbstredend auf HOT WATER MUSIC.
Einen schlechten Auftritt der Band habe ich noch nie gesehen. Dieser Abend sollte dahingehend keine Ausnahme bilden, so dass HOT WATER MUSIC die rund 500 Anwesenden völlig begeistert zurückließen. Es wurden wirklich nur Hits gespielt. Vorne sah man nur Arme, die zur Hallendecke gereckt wurden, und beinahe alle Songs wurden frenetisch abgefeiert. Klar, das bei Stücken wie „Trusty Chords“, „Remedy“, „Wayfairer“, „Rooftops“ und ähnlichen Titeln die Post am meisten abging. Das neue Album „The New What Next“ wurde nicht so sehr berücksichtigt. Am meisten Beachtung fand „Caution“. Gut aufgelegt wie eh und je und sicherlich auch schon mit einigen Bieren im Blut rockten sich HOT WATER MUSIC durch ein wirklich gutes Set, das letztlich keine Wünsche offen ließ. Hier und da mal eine Ansage gen Publikum und dann wurden die nölig rotzigen Kehlen wieder strapaziert. Den Schlusspunkt eines für mich grandiosen Konzertes setzte dann das BOUNCING SOULS-Cover „True Believers“, das wohl an dieser Stelle keiner erwartet hätte. Wieder einmal wurden HOT WATER MUSIC ihrem fantastischen Ruf mehr als gerecht und schon jetzt freue ich mich auf das nächste Wiedersehen. Von mir aus auch wieder an Karneval. Scheiß auf die Pappnasen!