04.12.2007 – The Weakerthans / House & Parish / Jonas Goldbaum – Berlin, LIdo

Wer THE WEAKERTHANS kennt, der liebt sie. Wer sie nicht liebt, der kennt sie einfach nicht! Manchmal ist das Leben so verdammt unkompliziert. An diesem frostigen Dezemberabend beispielsweise, an dem die Kanadier das Berliner Lido aufsuchten. Rund 450 Gäste folgten dem Ruf in kollektiver Verzückung. Enttäuscht wurde garantiert niemand. Auch nicht von den beiden als Vorlauf fungierenden Bands, die nach dem musikalischen Rausch des Hauptprogramms zwangsweise ins Hintertreffen, vielleicht sogar in Vergessenheit geraten würden.

Als erste Vorgruppe betätigten sich JONAS GOLDBAUM aus Wien, die sich als Support diverser Combos seit Monaten durch den deutschsprachigen Raum arbeiten. Sympathisch sind sie ja, aber ihr weichgespülter Indie-Rock greift auch nur je nach Abendgestaltung. Klar gaben sie ihre Hits zum Besten, solche wie „Taucher im Meer“ oder „Yeah Yeah Yeah“. Überspringen wollte der Funke aber nicht. Das galt auch für die mit Spannung erwarteten HOUSE & PARISH, hervorgegangen aus den Ruinen von Helden wie THE PROMISE RING und TEXAS IS THE REASON.

Die Jungs aus Brooklyn stellten ohne Hast ihr Debütalbum „One, One-Thousand“ vor und gaben sich wenig kommunikativ, was Sänger John Herguth einen dezent arroganten Anstrich verpasste. Musikalisch ging es unspektakulär zu, zurückhaltend und bedächtig. Die New Yorker überzeugten, zeigten aber wenig Elan, weil ihre Musik nicht danach verlangt. Dass es auch anders geht, stellten anschließend THE WEAKERTHANS unter Beweis. Frontfigur John K. Samson und seine Mannen gehen es mit jedem Album ruhiger an. Aber bedeutet das gleich Stillstand auf der Bühne? Mitnichten.

Da war wieder die jugendliche Frische, diese spürbare Lust an der Selbstinszenierung. Eigentlich eher das Gegenteil davon. Sie lieben ihr Publikum, sich selbst hoffentlich auch. Dafür braucht es keine Show im wörtlichen Sinne. Nur Wein auf der Bühne, Gespräche mit den Zuschauern und Hits in Serie. Unter frenetischer Anfeuerung wurden sie durch den Raum getragen und dankten es mit gut 100 Minuten Feuerwerk nach hergebracht Kanadischer Art. Einzelne Songs hervorzuheben wäre falsch. Sie spielten sie sowieso (fast) alle. Gänsehautmomente gab es dabei reichlich.

So wie bei „One Great City!“, dessen erlösenden Satz „I Hate Winnipeg“ die gefühlte ganze Welt mitzusingen schien. Der Raumklang hätte klarer sein dürfen. Aber wer will sich beschweren? Die Band gab mit größtmöglicher Natürlichkeit ihr bestes und wollte auch dann nicht von der Bühne gelassen werden, als zu vorgerückter Stunde die ersten erschöpften Zuschauer gen Ausgang strömten. Ein kurzum perfekter Auftritt, an den sich Berlin noch lange erinnern darf.

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