04.06.2010 – Cobra Skulls / C.Aarmé – Berlin Schokoladen

cobra-skulls-logoDer Berliner Schokoladen machte seinem Ruf als exzellente Musiklokation wieder alle Ehre. Kaum ein Club in der Hauptstadt wirkt selbst bei moderatem Andrang atmosphärisch derart aufgeladen. Eindrucksvoll untermauert wurde dies durch die etwa 70 Anwesenden, die sich und den gastierenden COBRA SKULLS eine erinnerungswürdige Zeit bescherten. Das Trio aus Nevada ist bekannt für seine enervierenden Liveshows und fand im gut gefüllten Puppenhaus, an das der kleine Konzertraum beständig erinnert, eine dankbare Klientel. Die feierte ausgelassen und ließ sich auch nicht davon abbringen, als die Polizei die Zugaben im Dienste des öffentlichen Ruhebedürfnisses noch vor Mitternacht unterband. 

Zum Auftakt sorgten die vier Schweden von C.AARMÈ für Verblüffung. Mit einer wilden Mixtur aus New Wave und Noise-Core überrollten sie das Publikum und machten bereits durch die Erscheinung von Frontmann Jessie verschiedentlich Eindruck. Der, blond und durchtrainiert, wirkte nicht bloß wie ein feuchter Traum Leni Riefenstahls, sondern im Stile Jodie Fosters auch seltsam androgyn. Doch er zappelte und tobte ohne Unterlass über Bühne und Tanzfläche, sang, schrie und ließ den sichtlich beeindruckten Zuschauern gar keine andere Wahl, als sich vom Sog der eigenständigen Soundkreationen mitreißen zu lassen. 

Die COBRA SKULLS hätten solch einer ausgelassenen Wegebnung sicher nicht bedurft, aber ein Anheizer von Format hat bislang noch jedes Konzert veredelt! Was folgte war ein schieres Fest der Heiterkeit. Die Musiker hatten sichtlich Lust, sich und ihre Musik (nebst ironisch verpackter politischer Message) zu präsentieren, wovon sich der bewegungsfreudige Pulk gern anstecken ließ. Grund zur Klage gab es ungeachtet des vorzeitigen Einschreitens der Staatsgewalt eigentlich nicht. Die drei räumten unter dem Murren der Fans das Feld und taten sich fortan am Kickertisch hervor, wo im Sinne ausgleichender Gerechtigkeit bis in die frühen Morgenstunden weiter Krach geschlagen wurde. 

Ohnehin war das Set grandios bestückt: Ob nun „Cobra Skullifornia“, „There’s a Skeleton in My Military Industrial Closet“, „Thicker Than Water”, „Overpopulated”, „Cobra Skulls Jukebox”, „Muniphobia”, „H.D.U.I” oder „The Cobra and the Man-Whore”, die stets einnehmende Verbindung aus Folk-Punk, Punkabilly und Reggae-Anleihen sorgte für beständige Verzückung. Was bleibt ist die Erinnerung an ´Berlin, wie es singt und lacht´. Gründe zum Singen gab es einige und das Gelächter kam zwangsläufig von allein. Der Schokoladen ist eben nicht nur dem Namen nach Futter fürs Gemüt.

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