04.05.2023 – No Fun At All / Wolfpack – Köln, Gebäude 9

Wenn der 90’s-Punk ruft, stehen die Fortysomethings Spalier. So auch beim Tourauftakt von NO FUN AT ALL in Köln, wo das Gebäude 9 zum nostalgischen Tummelplatz avancierte. Mit Rücksicht auf den Altersschnitt (oder auch das nachbarschaftliche Umfeld) begann die Sause zeitig; wer auf die 50 zuschreitet, kann die Nacht eben nicht mehr so leicht zum Tag machen! Aber Ironie beiseite: Die rüstigen Menschen auf wie vor der Bühne zeigten vollen Einsatz. Nur die Stagedive-Aktivitäten ließen sich an einer Hand abzählen. Hauptsache, der Rücken hält.

Pünktlich um acht Uhr schlug zunächst die Stunde von WOLFPACK. Oder besser: die halbe Stunde. Einen Tag nach ihrer Landung in Deutschland wollte gleich der erste Auftritt absolviert werden. Und wie viel Bock das Trio mit grölendem Drummer hatte, wurde schnell offenbar. Nur für eine gute Zeit folgten die Australier der Einladung von NO FUN AT ALL allerdings nicht: Sämtliche Erlöse (inklusive Merch) sollen Flutopfern in ihrer Heimat zugutekommen. Musikalisch stand eine wilde Mischung aus Hardcore, Thrash, Punk und Schweine-Rock auf dem Programm, die durch altschulische Rockanteile ergänzt wurde. An Energieausschüttung mangelte es nicht. An Publikumsjubel ebenso wenig. Kein Wunder also, dass die vorderen Reihen nach der Show persönlich mit Handschlag und Umarmung bedacht wurden.

Gegen kurz nach neun dann NO FUN AT ALL, die mit frenetischem Jubel willkommen geheißen wurden. Der Einstieg in die rund 75-minütige Show erfolgte durch „Tear Me Down“ und „Believers“, wobei erwartungsgemäß offenbar wurde, dass die alten Kracher deutlich stärker abgefeiert werden würden. Der überwiegende Teil des soundtechnisch anfangs durchwachsenen Sets entfiel denn auch auf die ersten drei, zwischen 1994 und 1997 veröffentlichten Alben. Dabei wurden u. a. „Perfection“, „Growing Old, Growing Cold“, „Your Feeble Mind“ „Lose Another Friend“, „I Am Wrong and I Am Right“, „I Have Seen“, „Suicie Machine“, „In a Moment“, „Beat ‘em Down“ und (im Zugabenteil) „Wow and I Say Wow“, „Beachparty“, „Out of Bounds“ sowie „Master Celebrator“ dargeboten. Dass auf das meist obligatorische „Catch Me Running Round“ verzichtet wurde, störte gemessen an der Hitdichte niemanden.

Auch die gewohnte Aussparung der Alben „State of Flow“ (2000) und „Low Rider“ (2008) scherte wenig. Dafür wurden die beiden letzten Werke, „Grit“ (2018) und „Seventh Wave“ (2022), mit „See the Splendor“, „Mine My Mind“, „The Humdrum Way“, „Dead and Gone“, „It’s Not a Poblem“, „Future Days, Future Nights“ und „Spirit“ bedacht. Vor der Bühne tobe und tanzte der Mob, während die großen Klassiker lauthals mitgegrölt wurden. Frontmann Ingemar war die Freude über den großen Zuspruch durchweg anzusehen. Der 90’s-Punk funktioniert eben auch heute noch; obgleich einzig im gemeinsam alternden Zirkel aus Urhebern und Fanbasis. Genießen wir Bands wie NO FUN AT ALL also, solange es noch möglich erscheint. In diesem Sinne: hoffentlich bis bald!  

scroll to top