Es ist schon etwas länger her, dass einen die Skate-Punk Urgesteine SATANIC SURFERS aus dem schönen Schweden mal wieder so richtig schön aus den Gamaschen hauten. Dies lag bei den letzten Gigs vor allem an der recht lustlosen Vorstellung von Frontmann Rodrigo, der die zahlreichen Song-Wünsche seines deutlich jüngeren Publikums auch gern mal mit gewisser Verachtung und Sarkasmus bestrafte. Das neue SUFERS Album „Taste the Poison“ ist ja mittlerweile zu haben, viel hat sich nicht verändert, warum und wieso auch? Schließlich kann das Quintett auf ein respektables Schaffen zurückblicken. Der Weg zum Kölner Underground an diesem Feiertag war demnach alles andere als zu weit, schließlich will man seine alten Helden noch mal sehen. Wer weiß, wie lang die Jungs den Zauber noch mitmachen.
Eine ähnliche Reise in die jüngere oder ältere Vergangenheit schienen auch noch etwa vierhundert andere Menschen mitmachen zu wollen, demnach war das Underground gut gefüllt, aber es blieb auch noch genug Platz zum atmen. Neben uns machten sich auch noch die NO MAYERS 50 vom feindlichen Ufer (Düsseldorf) rüber in die Domstadt auf, deren Gig wir allerdings verpassten. Was also die neuen Songs des kommenden Albums drauf haben, kann an dieser Stelle noch nicht verraten werden. Doch dafür bombten die MAYERS mit ihrem Tourplakat am Merch-Stand alles weg. Darauf präsentierte sich das Quartett mit eingeöltem Oberkörper und Colgate-Lächeln in bester Chippendales-Manier. Dies wäre vielleicht sogar der BLOODHOUND GANG unangenehm gewesen. Ob nun witzig oder peinlich, dieser Anblick war auf jeden Fall der Bringer des Abends und einige von uns konnten dieses Bild den ganzen restlichen Tag über nicht aus dem Kopf kriegen.
BREAK THE SILENCE waren nach den MAYERS am Start und passten zu Beginn nicht ganz so zu den beiden anderen Bands. Denn hier wurde teilweise knüppelharter Hardcore geboten, bei dem das Stimmorgan ihres Sängers allen erdenklichen Strapazen ausgesetzt wurde. Die Band zeigte sich äußerst agil, konnte aber auch mit melodischeren Songs, die eher in die Richtung Hardcore-Punk gingen, punkten. Nach etwa 35-40 Minuten war dann aber auch gut und die Zeit optimal genutzt. Schnell den verdienten Applaus abholen und runter von der Bühne, denn es wurde Zeit für die SATANIC SURFERS. Nach einer erträglichen Umbaupause legten die dann auch endlich los und zeigten sich äußerlich genau so, wie man sie auch vor knapp drei Jahren in Erinnerung hatte. Dafür aber feilten die Jungs an der Setlist, die selten so gut war wie an diesem Abend und so den heutigen Live-Genuss der Schweden fast bis nach ganz oben katapultierte.
Es wurden nur wenige Stücke des neuen Albums gespielt, darunter „Callousness“ und „Restless Anger“. Die beiden vorherigen Alben „Fragments and Fractions“ und noch mehr „Unconsciously Confined“ wurden auch anständig berücksichtigt („Forfeiture“, „Thoughts, Words, Action“, „Together“), doch äußerst positiv war die große Anzahl alter Hits, die Rodrigo und Co. ihrem gut feiernden Publikum entgegenschmetterten. „Hero of our Time“ ist nun mal das Album, an dem sich die Band auch in Jahren – sofern es sie dann noch gibt – messen lassen muss und u.a. wurden dann auch fleißig Songs wie „Head Under Water“, „Puppet“ oder „…and the Cheese Fell Down“ gespielt, zudem auch noch das grandiose „The Ballad of Gonzo Babbleshit“ der „Going Nowhere Fast“. Wurden Songs der älteren Band-Phase die letzten male meist gegen Ende gespielt, so gab es hier eine bunt gemischte Tüte, die bis auf ganz wenig Ausnahmen keine Wünsche offen ließ.
So war es auch einmal ganz angenehm, dass nicht nach jedem Song jeder der Anwesenden sein persönliches Lieblingslied lauthals forderte, wie wir es schon alles mehrfach hatten. Frontmann Rodrigo gab sich während der Stunde recht wortkarg, jedoch um einiges motivierter als ebenfalls schon gesehen und er ließ es sich sogar nicht nehmen, einmal ein ausgiebiges Bad in der Menge zu nehmen. Nachdem alle im Kollektiv gen Ende mit erhobenen Fäusten und voller Inbrust alte Klassiker mitsangen und die Band bereits zweimal für Zugaben auf die Bühne kommen musste, war auch leider schon Schluss. Doch es war ein mehr als lohnenswertes Konzert der SURFERS, die in dieser Verfassung und mit solch einer Setlist gern gesehene Gäste sind.