03.09.2006 – Pale / Ritz Carlton – Düsseldorf, Zakk

PALE sind zurück. Ihr neues Album „Brother.Sister.Bores!“ ist ein Paukenschlag, die Initialzündung nach vier Jahren Abstinenz. Die Lust auf die Präsentation des neuen Materials war enorm. Aber ist Düsseldorf ein dankbares Pflaster zum Durchstarten? Eher ein zwiespältiges. An diesem Abend im Zakk jedoch ein willkommenes. Die Vorband RITZ CARLTON war mehr Atmosphärengrundierung denn Anheizer. Ein Akustikset mit zwei Gitarren und Percussion. Sympathisch vorgetragen, musikalisch einwandfrei und doch nicht jedermanns Sache. Ein beachtlicher Teil des Publikums entschied sich, den schöngeistigen Klängen im wolkenverhangenen Sommergarten zu lauschen.

Im Anschluss schlug die Stunde von PALE. Mehr noch die knapp 75 Minuten von PALE. Als gute Liveband sind die Jungs bekannt. An diesem Abend kam das Attribut ´famos´ hinzu. Die etwa 100 Besucher gerieten fortwährend in Verzückung, als neue wie alte Stücke unter der Maßgabe der aktuellen Platte zu einer klanglich herausragenden Einheit verschweißt wurden. Dabei bewegte sich und schwitzte niemand so intensiv wie Sänger Holger. Der Saft rann ihm aus allen Poren, während die Bewegungsmuster im restriktiven Handlungsspielraum der Bühne zunehmend weitere Kreise beanspruchten.

Die aufgespielten Songs speisten sich – natürlich – zu einem großen Teil aus „Brother.Sister.Bores!“. „I am a Ghost“, „(Look, They Call You) Believer“, das reduzierte „Take Me Out, Bouncers!”, das überragende „You Wanna Be So Good”. Vom Vorgänger „How to Survive Chance” fanden „ Goodbye Trouble” und „Sometimes Somewhere” ihre verdiente Verwendung. Durch die musikalische Verquickung beider spezifischen Plattensounds, unterstützt durch die natürliche Rockigkeit einer Livedarbietung, waren gerade diese Beiträge das Salz in der Suppe. Das Publikum dankte es, wenn nicht mit überschwänglicher Bewegungsfreude, so doch mit frenetischem Jubel.

Die Brit-Pop-Einflüsse von „Brother.Sister.Bores!“ ließen sich zwischenzeitlich eher erahnen. Am deutlichsten wurden sie beim verschmitzten Zwischenspiel des Refrains von HARD-FI´s „Stars of CCTV“. Die Spielfreude war so groß wie der Raumklang, die Güte des gesamten Auftritts in den strahlenden Gesichtern des Publikums abzulesen. PALE leisteten in überschaubarem Kreis Gewaltiges, ließen sich zweimal auf die Bühne zurückklatschen und boten zum Ausklang eine Akustikversion von „You Wanna Be So Good“. Kalt ließ der leidenschaftliche Einsatz der Band niemanden. Enttäuschung ausgeschlossen. Grand Hotel Van Cleef darf sich glücklich schätzen, PALE verpflichtet zu haben.

scroll to top