Die Hoffnung des deutschsprachigen Punks heißt PASCOW. Sympathisch unaffektiert, mit direktem Sound und ohne Parolen zielt die Band aus dem rheinland-pfälzischen Gimbweiler unmittelbar auf die Köpfe ihrer Hörerschaft und bringt neben großartigen Texten auch genug Leidenschaft mit, um den Bauch gleichermaßen zu erobern. Hätte es dazu eines weiteren Beweises bedurft, so wäre nach dem Auftritt im Berliner Comet Club auch der letzte Zweifler verstummt. Denn nicht allein die Darbietung auf der Bühne, auch die sich entfaltende Wirkung im Publikum davor ist mit einem Wort als überragend zu bezeichnen!
Für den munteren Auftakt sorgten THE STATTMATRATZEN, eine auch nicht mehr ganz unbeschriebene Female-Punk-Kapelle aus der Hauptstadt, die sich nicht groß mit Zwischenansagen und Zuschauerkontakten aufhielt, sondern einfach die Musik sprechen ließ. Mit rauem Organ, mehrstimmigen Gesangsparts und stattlicher Spielfreude hatten die vier Mädels den bereits gut gefüllten Club schnell für sich eingenommen. Ein wenig überraschend schien für sie jedoch, dass sich neben dem eingefleischten Anhang auch andere Gäste gesanglicher Unterstützung hingaben und den Auftritt mit Körpereinsatz und verdientem Jubel quittierten. Dabei sollte das bei Songs wie „Fütter dein Ego“, „Anomalie“ oder „Illusion vs. Realität“ eigentlich niemanden wundern.
Als PASCOW schließlich die Bühne betraten und mit „Äthiopien die Bombe“ gleich zum Auftakt einen ihrer größten Hits vom Stapel ließen, gab es für die geschätzt 250 Anwesenden kein Halten mehr. Nahezu der gesamte Raum reckte Fäuste und stimmte in den hymnischen Blick auf die Auswirkungen des Klimawandels ein. Nicht wenige im Pulk erwiesen sich über das gesamte Set als Textsicher, so dass der prächtigen Stimmung kein Abbruch vergönnt war. Die Band selbst gab sich bescheiden wie eh und je. Ein paar freundliche Ansagen ohne ausholende Gesten oder Attitüden – das genügte. Aber vermutlich hätten sie auch das Telefonbuch vortragen können, ohne dass die Ausgelassenheit an diesem Abend Schaden genommen hätte.
Das Set war so phänomenal wie die Platten, deren schnörkelloser Sound sich problemlos auf die Bühne übertragen ließ. Der Wertschätzung für Nummern wie „Das ist Gimbweiler nicht L.A.“, „Lauf Forrest, Lauf!“, „The Strongest of the Strange“, „Trampen nach Norden“, „Toulousi“ oder „Wir glauben an gar nichts und sind nur hier wegen der Gewalt“ wurde mit ständiger Bewegung und unter frenetischem Jubel Ausdruck verliehen. So war das Konzert letztlich wie der Besuch alter Freunde, die ihre Geschichten erzählen und deren Auftreten so sympathisch unprätentiös ist, dass man die nächste Visite kaum erwarten kann. Schon jetzt einer der Höhepunkte des Konzertjahres 2011!