Die WOHLSTANDSKINDER feiern in diesem Jahr zehnjähriges Bandbestehen. Zu dem gibt es direkt zu Beginn des Jahres eine entsprechend ausgiebige Tour, zu der in den kommenden Monaten auch noch eine Live-CD nachgeschoben wird. Ein wenig verwunderlich war vielleicht, dass man im Rahmen der Tour nicht bei sich zu Hause in Köln spielte, sondern in Düsseldorf, genauer gesagt im Stahlwerk. Ursprünglich sollte der Konzertabend oben im kleineren Club stattfinden, doch nachdem bereits im Vorverkauf etwa 400 Tickets über die Theke gingen, wurde die Veranstaltung kurzerhand in die große Halle verlegt.
Zumindest etwa die Hälfte der Halle wurde für die Veranstaltung auch genutzt und das Interesse an den WOHLSTANDSKINDERN hätte wohl nicht größer sein können, denn insgesamt werden es sicherlich 800 Besucher gewesen sein, vornehmlich jüngeren Alters und stellenweise bereits gegen acht in komatösem Zustand. Als wir gegen acht Uhr den Eingang des Stahlwerks erreichten, war der Support NO MAYERS 50 bereits zugange und schleuderte ihren matschigen Sound von der Bühne. Für den Klang konnten die aus Düsseldorf stammenden Pop-Punker natürlich nichts, doch war es einfach mal wieder typisch, denn im Stahlwerk wird musikalischer Hörgenuß nicht wirklich großgeschrieben.
Die Band war an diesem Abend mal wieder prächtig aufgelegt, allerdings stimmte natürlich auch die Kulisse und da gaben die Jungs sicherlich noch einmal ein wenig mehr Gas, als wenn nur 50 Leute im Publikum stehen würden. Viel Bewegung auf und vor allem auch vor der Bühne war festzustellen, die positive Resonanz war unübersehbar. Egal, was gesagt oder gespielt wurde (das 80er-Medley ist jetzt nicht so pralle), die Leute gingen ab und hatten Spaß. Die Mission der MAYERS wurde somit erfüllt und man präsentierte sich als würdiger Support.
Nachdem das letzte WOHLSTANDSKINDER-Konzert in der Solinger Cobra eher ein Reinfall war, blieben die Erwartungen überschaubar. Doch alleine die Zuschauermenge machte Lust auf mehr und die WOHLSTANDSKINDER zeigten sich an diesem Abend auch von ihrer besten Form. Musikalisch gab es keine Einwände (sogar der Sound war ein wenig besser, wenn man auch vom Gesang eigentlich so gut wie nichts verstehen konnte) und es wurde das komplette Programm gespielt: „Kein Radiosong“, „Die Gedanken sind frei“, „Wir sehen uns in Las Vegas wieder“ oder „Lautstärke, Baby“, es ging permanent quer durch das Schaffen der vier Kölner, wobei dennoch auf die aktuelleren Veröffentlichungen ein wenig mehr Wert gelegt wurde.
Doch im Vorfeld gab es wohl auch ein Internet-Voting, bei welchem man sich Songs für die Tour wünschen konnte und so kam man auch mal wieder in den Genuss von „Roter Luftballon“, inklusive Ska-Ersatz-Blasgerät aus alten Zeiten. Sänger Honolulu Silver sah man an diesem Abend sogar mehrfach ohne Gitarre, sondern nur mit Mikro bewaffnet über die Bühne flitzen. Zudem könnte er aktuell auch gut als Ingo-Knollmann-Double durchgehen. Ne, es gab an diesem Abend nichts großes auszusetzen, noch nicht einmal über die Länge des Konzertes kann gemeckert werden, denn mit etwa 100 Minuten war die Band mehr als nur im Soll.