01.02.2005 – My Chemical Romance / Revolt – Berlin, Knaack

Lange musste man auf die erste Headlinertour des „Emo“-Überfliegers MY CHEMICAL ROMANCE in deutschen Landen warten. Zwar durften die Jungs aus New Jersey – in Zeiten als Bert McCracken noch der Karriere willen Osbourne-Töchterchen Kelly pimperte – als Support von THE USED bereits erste Erfahrungen in unseren Breiten sammeln. Doch beflügelt ein Majoralbum – und was für eins – die Karriere für gewöhnlich ungemein. Und so statten MY CHEMICAL ROMANCE im Zuge ihrer ersten Tour durch Europa auch der Bundesrepublik für einige wenige Gigs einen Besuch ab.

An diesem Abend spielte die Musik im Knaak. Dort gaben vor einigen Monden bereits TAKING BACK SUNDAY ihr Berlin-Debüt vor verhältnismäßig magerer Kulisse. Warum also sollte es diesmal anders sein? Vielleicht, weil das parallel anberaumte Konzert von TBS im SO 36 vorzeitig abgesagt wurde. Doch stand zwischen beflissenen Musikfreunden und dem Gig von MY CHEMICAL ROMANCE ein stolzer Eintrittspreis von 17 Euro. Ob das allerdings der Grund dafür war, dass sich das Knaak einmal mehr als ein prächtiges Stück diesseits von ausverkauft entpuppte, bleibt reine Spekulation.

Zeitig ging es los mit den Lokalmatadoren REVOLT. Die drei Berliner boten soliden Indie-Prog-Rock zwischen ONE STEP SHIFT und THE EXIT. Der Bass war satt, das Publikum blieb hungrig. Von daher war auch niemand wirklich betroffen, als das Trio bereits nach einer halben Stunde die Koffer packte und den Weg für den Höhepunkt des Abends ebnete.

Der ließ nach zäher Umbaupause etwas auf sich warten, verblüffte als Auftakt jedoch mit seinem Gassenhauer „I’m Not O.K.“. In der folgenden knappen Stunde wühlten sich MY CHEMICAL ROMANCE durch ihr Hitalbum „Three Cheers For Sweet Revenge“ – u. a. mit „Helena“, „Give ‚em Hell Kid“, „I Never Told You What I Do For a Living“, „To The End”, “The Ghost of You” – und beehrten auch ihre Debütscheibe „I Brought You My Bullets, You Brought Me Your Love“ mit vier Abstechern – darunter auch der Hammer „Romance“, sowie „Vampires Will Never Hurt You“.

Gerade bei den älteren Songs war der Rotz auch live noch spürbar. Trotzdem fehlte etwas. Das Set war makellos, die Instrumentalisierung gut, das Publikum verhalten. MY CHEMICAL ROMANCE ließen schlicht ein wenig Herzblut vermissen. Die Ansagen wirkten so lustlos wie die Interaktion mit dem Publikum. Der letzte Funke Begeisterung wollte nicht so recht übergreifen und das Knaak entflammen. Noch vor 23 Uhr war der Spuk vorbei. So recht mitgerissen wurde allerdings nur der tobende Mob vor der Bühne. Auf Platte sind MY CHEMICAL ROMANCE eine Wucht, vor Publikum, zumindest an diesem Abend, jedoch nur gehobenes Mittelmaß.

 

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