Zoning (D 1986)

zoning86„Zoning“ ist ein weiteres Kinofundstück, das von Epix aufbereitet auf DVD erstveröffentlicht wird. 1986 produziert, ist das Debüt von Regisseur und Co-Autor Ulrich Krenkler („Der einarmige Bandit“) ein fast vergessener Thriller mit futuristischem Einschlag. Besondere Aufmerksamkeit erhält dabei die Architektur, die als Symbol für das menschliche Streben nach absoluter Kontrolle zum heimlichen Protagonisten wird. Der Titel geht auf ein amerikanisches Gesetz zurück, dass die Allmacht der Baukunst entzerrt und gebietet, dass Wolkenkratzer ab einer bestimmten Höhe vom Straßenrand entfernt erbaut werden müssen. Damit soll verhindert werden, dass die Nachbarschaft in die Schwärze des Hochhausschattens verbannt wird.

Durch diesen Erlass mussten die Pläne eines gigantischen Gebäudekomplexes neu strukturiert werden. Da zu diesem Zeitpunkt aber die Bauphase bereits begonnen hatte, wurden einige Räume einfach zubetoniert. Ein solcher dient den Kriminellen Düe (Norbert Lamla) und Ozzy (Hubertus Gertzen, „Margarete Steiff“) als Ausgangspunkt für ausgefeilte Beutezüge. Sie überfallen Angestellte und Bewohner des gigantischen Bauwerks und tricksen durch ihr Wissen um die Sicherheitstechnik die Schutzkräfte und deren Leiter Tylack (Rainer Frieb, „Kronprinz Rudolf“) aus. Auf vier Tage haben die Diebe ihr raffiniertes Versteckspiel ausgelegt. Und so tauchen sie auf und in der Anonymität nach gelungenem Beutezug wieder unter. Doch Eigner Buckminster-Zech (Musiker Dieter Meier, „Zwischensaison“) kommt ihnen und ihrem Versteck immer näher.

Für die Charakterisierung bediente sich Krenkler bei Motiven des Film Noir. Die Positionen von Tätern und Opfern, gemeint sind Sicherheitschef und Besitzer, sind moralisch kaum voneinander zu trennen. Darin liegt ein besonderer Reiz, wenn er auch kaum Platz für Sympathie tragende Wesenszüge lässt. Der hochtechnisierte Kosmos des Wolkenkratzers, gedreht wurde in Chicago, schafft eine beklemmende Atmosphäre zwischen Automatisierung und Überwachung. Trefflich untermalt wird diese synthetische Ästhetik vom Soundtrack, den die Elektronikpioniere von Tangerine Dream beisteuerten. Innerhalb dieser Eckpfeiler – die Handlung spielt ausschließlich in den Räumlichkeiten des Hochhauses – funktioniert „Zoning“ recht gut, wenn Kamera und Schnitt auch oft an den Unperfektionismus des Independentkinos angelehnt bleiben.

Trotz eines gewissen Kuriositätenstatus und einer bedächtigen Grundspannung versäumt der Film den Sprung zu höherem. Schauspielerisch ist weitgehend Magerkost angesagt, selbst wenn die zunehmenden Spannungen zwischen den Räubern spürbar bleiben. Darüber hinaus entwickeln die Bilder keine rechte Dynamik, was gerade die Fluchtgelage durch Treppenhäuser und Flure in ihrer formalen Erscheinung etwas plump erscheinen lässt. Sehenswert bleibt der unkonventionelle Krimi aller Makel zum Trotze dennoch, was auf DVD vom erstaunlich üppigem Bonusmaterial unterstrichen wird. Neben informativem Audiokommentar und ausführlichem Interview mit dem Regisseur gibt es unter anderem einen herrlich steifen Fernsehbericht über die Dreharbeiten aus dem Magazin KinoKino.

Wertung: 6 out of 10 stars (6 / 10)

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