Zodiac (USA 2007)

zodiacfincherEin Vielfilmer ist David Fincher zwar nicht, seine berufliche Weste allerdings ist noch unbefleckt. Kein Wunder, nach Meisterwerken wie „Sieben“ oder „Fight Club“ hat der Mann quasi einen Freifahrtschein. Basierend auf mehreren realen Morden, die nie aufgeklärt wurden, erzählt Fincher in seinem neuesten Werk von der jahrelangen Besessenheit, die eigenen Dämonen zu besiegen. Ein Thriller a la „Sieben“ ist „Zodiac“ nicht, hier könnte die Erwartungshaltung beim Publikum für anschließende Ernüchterung sorgen.

Eher durch Zufall wird der Karikaturist Robert Graysmith (Jake Gyllenhaal) in den sogenannten „Zodiac“-Fall hineingezogen. Ende der 60-er Jahre werden mehrere Morde verübt, für die sich der selbsternannte „Zodiac“ verantwortlich erklärt. Dies tut er in mehreren Briefen an verschiedene Zeitungen. Graysmith ist von dem Fall schnell fasziniert, allerdings werden seine Bemühungen anfangs lediglich von dem Reporter Paul Avery (Robert Downey Jr.) wahrgenommen, der die Polizisten David Toschi (Mark Ruffalo) und William Armstrong (Anthony Edwards) bei ihren Ermittlungen mal unterstützt, mal behindert. In den nächsten Jahren tauchen immer neue Verdächtige auf, für eine Anklage reicht es jedoch nie. Unabhängig davon meldet sich „Zodiac“ immer wieder aufs Neue, auch wenn er scheinbar keine neuen Morde begangen hat.

Der „Zodiac“-Killer hielt Amerika gar über Jahrzehnte in Atem. Der mitteilungsbedürftige Mörder wandte sich unzählige male an die Öffentlichkeit, doch trotz nachhaltiger Beweise, wurde nie eine Person angeklagt. Fincher erklärte das Projekt quasi als sein Lebenswerk, zumindest erweckt dies den Anschein. Detailverliebt war er zwar schon immer, aber selten hat man ihn so ausufernd in seinen Erzählungen erlebt wie hier. Dies ist dann vielleicht auch der größte Kritikpunkt des Films, denn Fincher übertreibt es manchmal in seinen epischen Erzählungen. Manches wird, vor allem in der zweiten Hälfte, unnötig in die Länge gezogen. Anderes wiederum hätte durchaus ein wenig mehr Zeit nötig gehabt, so zum Beispiel warum Gyllenhaal von Anfang an so fasziniert von diesem Fall ist, als auch dessen plötzliche Heirat mit Chloé Sevigny.

In den ersten vierzig Minuten zieht Fincher das Tempo merklich an und wandert auf den Spuren eines „gewöhnlichen“ Serienkiller-Films, was später dann korrigiert wird. Nach den ersten Morden beschränkt sich Fincher auf die Zwänge und Besessenheit der Jäger, ohne das diese aber unterm Strich zählbares vorweisen können. Die selbst auferlegte Gebundenheit an den Fall ruiniert nicht nur die Menschen selbst, sondern auch deren Umwelt. Dafür nimmt sich Fincher viel Zeit, in der zweiten Hälfte benötigt man als Zuschauer schon ein wenig Geduld. Richtig zu fesseln weiß Fincher häufig nur, wenn er die Suspense-Schraube anzieht. Angsteinflößend: Gyllenhaal gen Ende im Keller. Hier spürt man, dass es auch anders hätte laufen können.

Die Schauspieler wissen zu überzeugen, allen voran Mark Ruffalo („30 über Nacht“) und Robert Downey Jr. („Natural Born Killers“). Ersterer gibt den schier besessenen Cop, dessen Leben an diesem Fall beinahe zerbricht, während Downey Jr. den vom Alkohol und Drogen zerfressenen Reporter mimt. Dies kann er aus bekannten Gründen im Schlaf, allerdings wünscht man ihm auch mal wieder eine etwas „cleanere“ Rolle. Man mag fast sagen, Jake Gyllenhaal („Brokeback Mountain“) würde im Rahmen seiner Fähigkeiten agieren. Sein Spiel wirkt häufig gewollt, aber nicht unbedingt gekonnt. Ihm fehlt es schlichtweg an Charisma und Ausstrahlung, was seine Kollegen ihm hier voraushaben. Chloé Sevigny („Kids“) geht als Gyllenhaals Frau leider relativ unter, kann in ihren weniger Szenen aber durchaus überzeugen.

Wer einen neuen Suspense-Klassiker wie „Sieben“ erwartet, wird wohl enttäuscht werden. Das von Fincher optisch und visuell grandios dargestellte Katz-und-Maus-Spiel hat zweifelsfrei seine großen Momente, bei etwa zweieinhalb Stunden Laufzeit kommt aber selbst er nicht um die eine oder andere Länge herum.

Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

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