Yakuza (USA 1975)

yakuza75Japans Kultur fasziniert den Westen. Das war nicht immer so. In den USA musste auch Hollywood Aufklärungsarbeit leisten, um Neugier auf die Exotik des ehemaligen Kriegsgegners zu wecken. Die Geistesfreiheit der Siebziger leistete ebenfalls ihren Teil, auch durch das Zutun von Meisterregisseur Sydney Pollack („Jenseits von Afrika“), der mit „Yakuza“ 1975 einen ehrfürchtigen Blick in die fremde Welt und ihr Verständnis von Loyalität und Aufopferung wagte. Dabei heraus kam ein von ruhiger Hand inszenierter Thriller, der mit dem ruppigen Robert Mitchum („Ein Köder für die Bestie“) genau den richtigen Diplomaten für gefahrvolle Völkerverständigung bereit hält.

Als Militärpolizist tat er, namentlich Harry Kilmer, in Tokio Dienst und ist mit den japanischen Gebräuchen durchaus vertraut. Darum zögert er auch nicht für einen alten Freund, den Waffenschieber George Tanner (Brian Keith, „Der Wind und der Löwe“), nach Japan zu reisen und in der Entführungsangelegenheit von dessen Tochter zu verhandeln. Die wurde von der Yakuza entführt, nachdem der dubiose Geschäftsmann eine wertvolle Ladung verlor. Erst einmal aber nutzt Kilmer die Rückkehr zum Besuch seiner einstigen Geliebten Eiko (Keiko Kishi, „Rififi in Tokio“), um die er sich nach dem Krieg sorgte, weshalb er tief in der Schuld ihres Bruders Tanaka (Ken Takakura, „Der längste Tunnel“) steht.

Der, mittlerweile Schwertkampfmentor, war früher selbst ein Yakuza und soll für Kilmer den Kontakt zum Drahtzieher der Entführung herstellen. Ein denkbar gefahrvolles Unterfangen. Pollack nutzt die tempoarme Einführung für wissenswerten Informationsfluss über Japan und seine Unterwelt, wobei der respektvolle Blick auch durch die Verdichtung der aufbrechenden Konflikte keineswegs getrübt wird. In erster Linie nämlich ist „Yakuza“ ein Schauspielerfilm, der, getragen vom starken Robert Mitchum, viel Zeit für den Ausbau der Figuren und ihre Motive aufbringt. Erst allmählich schleicht sich Action in den Plot, die schließlich in einen deftigen Showdown mit regem Personalverschleiß mündet.

Selbst wenn Pollack, der auch das Drehbuch schrieb und produzierte, die Kraft seines Werkes aus der Ruhe schöpft, hält er doch manch überraschende Wendung bereit. Gerade das Verhältnis zwischen Kilmer, seiner Verflossenen Eiko und dem wortkargen Schwertmeister Tanaka wird um dramaturgisch nie plakative Aspekte erweitert. Das traditionelle Yakuza-Zeremoniell, bei dem Frevler mit der Abtrennung des kleinen Fingers um Vergebung bitten, erhält am Ende tatsächlich ehrvolles Gewicht. Die erlesene Handschrift des Regisseurs tröstet über kleine Längen hinweg, zumal die Action, allen voran bei der Handhabung scharfer Klingen, äußerst sehenswert gerät. Ein Klassiker.

Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

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