Wizo – Punk gibt’s nicht umsonst! (Teil III) (2014, Hulk Räckorz)

wizo-punk-gibts-nichtumsonstEs heißt, Wartezeit sei die schwerste Zeit. Um in den Genuss eines neuen Albums von WIZO zu gelangen, musste man satte 10 Jahre ausharren. „Anderster“, das vor der Auflösung 2004 veröffentlichte fünfte Album, blieb ein kurzes Vermächtnis. Denn 2010 formierte Sänger Axel die Band neu und kündigte die geplante Scheibe u.a. beim umjubelten Auftritt im Rahmen des Area 4-Festivals an. Bis zum endgültigen Erscheinen sollten aber noch einmal rund vier Jahre ins Land gehen. Aber das Warten auf „Punk gibt’s nicht umsonst! (Teil III)“, hat sich gelohnt. Denn WIZO kehren zu ihren Wurzeln zurück. Das belegt bereits das bunte Cover, auf dem es ein Wiedersehen mit dem grünen „Fert“ gibt, das seit dem zeitlosen Hit-Album „Uuaarrgh!“ Kultstatus genießt.

Aber auch musikalisch zeigt sich das Trio von seiner besten Seite. Dafür steht gleich das eröffnende „Seegurke“, das laut, schnell und trotz anfänglich anmutender Absurdität mit politischem Kern daherkommt. Überhaupt scheint nicht nur die Anlehnung des Artworks ans beste Album der Bandhistorie Zufall zu sein. Denn auch der Sound und die gesunde Aggression der unverzüglich zum Mitsingen einladenden Texte entsprechen dem Charakter des erwähnten Klassikers von 1994. Die Euphorie wird über das rasante „Scheißefresser“ fortgesetzt, während „Kohlenholen“ in der Tradition früher Moritäten wie „Alte Frau“ oder „Wir essen Leichen“ steht. Nun könnte man das jüngste Album der Sindelfinger als Aufwärmübung bewährter Zutaten abtun. Aber aus welchem Grund sollten sich WIZO neu erfinden? Experimentiert haben sie auf „Herrénhandtasche“ und „Anderster“ schließlich genug.

Variierungsspielraum ist trotzdem gegeben, wie das mit Reggae-Rhythmen angereicherte „Kein Empfang“ oder das in sächsischem Dialekt intonierte „Unpoliddisch“ zeigen. Über mehr als eine Stunde Spielzeit, verteilt auf 19 Nummern, präsentieren WIZO eine Art „Best of“ und finden dennoch Gelegenheit, neue Facetten mit einfließen zu lassen. Stärkster Song der Platte ist „Ganz klar gegen Nazis“, der nicht nur angesichts des schleichenden Rechtsrucks in Europa wichtiger denn je erscheint. Dass nicht alle Stücke gleichermaßen zünden, erscheint logisch. Aber „Punk gibt’s nicht umsonst! (Teil III)“ ist eine abwechslungsreiche und insgesamt runde Punk-Platte, die auch mit „Kriminell & Asozial“, „Endzweit“, der Ballade „Meine Wut“ oder „Dummensch“ stattliche Hits aus dem Hut zaubert. Auf ein Album dieser Güte wartet man doch gern ein paar Jahre länger!

Wertung: 7.5 out of 10 stars (7,5 / 10)

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