Willkommen bei den Rileys (USA/GB 2010)

willkommen-bei-den-rileys„I’m nobody’s little girl. It’s too late for this shit.“ – Allison

Am Anfang brennt ein Auto. Und eine Zigarette. Die Bedeutung des Wagens wird sich erst später erschließen. Die der Zigarette sofort. Für Sanitärgroßhändler Doug Riley („Sopranos“-Star James Gandolfini) ist sie abseits der Gewohnheit eine Art Alltagsflucht. Seit dem Unfalltod der gemeinsamen Tochter verlässt Ehefrau Lois (Oscar-Preisträgerin Melissa Leo, „The Fighter“) das Haus nicht mehr. Um der quälenden Distanz und den vorwurfsvollen Blicken zu entfliehen, raucht Doug in der Garage. Oder vergnügt sich mit einer Kellnerin. Als die plötzlich stirbt, fühlt er sich endgültig allein.

Auf einer Plakette am Haus steht „Welcome to the Rileys“. Der Willkommensgruß wirkt wie ein Rudiment aus glücklicheren Tagen. Aus ihrer Starre werden die Eheleute erst gerissen, als Doug während einer Geschäftsreise in New Orleans die Stripperin Mallory („Twilight“-Star Kristen Stewart) kennenlernt. Die junge, ewig fluchende Ausreißerin heißt eigentlich Allison, lebt in einem heruntergekommenen Haus und verkauft ihren Körper. Doug fühlt sich durch sie an seine Tochter erinnert und beschließt, eine Weile zu bleiben und sowohl ihr als auch sein Leben neu zu ordnen.

Auch Lois überwindet schließlich ihre quälende Unselbständigkeit. Das führt zu manch (tragi)komischem Moment, wenn die plötzlich aus ihrer Lethargie gerissene Frau ins Auto steigt und ihrem Gatten hinterher reist. So schlicht die Geschichte dabei in ihren Grundzügen auch wirkt, der von Ridley Scotts Sohn Jake („Plunkett & Macleane“) sensibel erzählte Film entwickelt Dank der famosen Besetzung eine lebensbejahende Stimmung frei vom klassisch erhobenen Zeigefinger. Vor allem Kristen Stewart schwimmt sich überzeugend vom moralingetränkten Teenager-Vampir-Kitsch der „Twilight“-Saga frei.

Anspruchsvoll ist das zweifelsfrei, ungeachtet leiser Töne und ruhiger Bilder aber auch betulich konventionell. Doug schlüpft, Allisons sexuelle Offerten rigoros ausschlagend, in die vergessene Vaterrolle. Bedingt durch Lois‘ Ankunft werden Motivationen und Intentionen der sich sorgenden und umsorgenden Charaktere allmählich ausformuliert. Es geht weniger um patent gemeingültige Lösungsansätze, als vielmehr um das Schöpfen neuer Kraft aus sich selbst heraus. „Willkommen bei den Rileys“ funktioniert, weil Regisseur Scott Klischees und dramaturgische Plattheiten ausspart und die zeitweise Behäbigkeit seines sehenswert gespielten und angenehm optimistischen Dramas schlicht mit großer Sympathie kontert.

Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

 

scroll to top