Wickie und die starken Männer (D 2009)

wickie-und-die-starken-maennerMichael Herbig („Der Schuh des Manitu“), genannt Bully, ist ein Regisseur von Format. Mit Leidenschaft und Herzblut packt er seine Projekte an und erreicht in Deutschland regelmäßig ein Millionenpublikum. Im Wege steht ihm mittlerweile aber jener Humor, den er als Comedian in der „Bully Parade“ einst zum Markenzeichen erkor. Deutlich wird dies bei „Wickie und die starken Männer“, der liebevoll gestalteten Realfilmversion der beliebten Zeichentrickreihe. Die nämlich kommt immer dann aus dem Tritt, wenn Herbig zugunsten illustrer Gastspiele von der Vorlage abweicht.

Inhaltlich orientiert sich der Film eng am Original: Der aufgeweckte Wikingerjunge Wickie (Jonas Hämmerle) lässt lieber den Kopf als die Muskeln spielen. Bei seinem Vater, dem grobschlächtigen Anführer Flake (Waldemar Kobus, „Stauffenberg“), hat er damit einen schweren Stand. Beweisen kann sich Wickie, als die Kinder seines Dorfes von Piraten entführt werden, die der Erzfeind des Vaters, dem Schrecklichen Sven (Günther Kaufmann, „Mord ist mein Geschäft, Liebling“) unterstehen. Als Flake und seine (starken) Männer zur Rettung schreiten, begleitet sie Wickie heimlich.

Den Wikingeralltag und die cleveren Ideen der vorbildhaften Hauptfigur, so bei Flugversuchen oder dem Kräftemessen mit dem Vater, inszeniert Herbig so lustvoll wie detailversessen. Ein sicheres Händchen bewies er auch bei der Besetzung. Die Realübertragung der rauflustigen Nordmänner ist auch ohne das werbewirksame TV-Casting des gefräßigen Faxe – den Part ergatterte der sympathische Jörg Moukaddam – durchweg gelungen. Wenn sich Bully als spanischer Korrespondent Ramon Martinez Congaz nur nicht zwanghaft selbst inszenieren müsste.

Sein Auftritt vor der Kamera ist ein Zugeständnis an den Comedian Bully. Nur wirkt der nicht allein überflüssig, sondern komplett witzlos. Gleiches gilt für die Nebenparts, ausgefüllt unter anderem von Herbert Feuerstein, Nora Tschirner oder Jürgen Vogel, der den Bogen als stotternder Pirat doch deutlich überspannt. Einzig „Stromberg“ Christoph Maria Herbst kann in seiner Freibeutermaskerade über ein bloßes Cameo hinauslangen. Für Kinder ist „Wickie und die starken Männer“ sicher ein Hit. Nur die Versuche, das kurzweilig turbulente Abenteuer auch für Erwachsene reizvoll zu gestalten, gehen in weiten Teilen in die Hose.

Wertung: 6.5 out of 10 stars (6,5 / 10)

 

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