Wen die Geister lieben (USA 2008)

wen-die-geister-liebenEin Misanthrop entdeckt durch Geistererscheinungen sein Herz. Dieser an Dickens berühmtes Weihnachtsmärchen angelehnte Stoff diente Hollywood schon häufig als Ideengeber. Mit ihm kommt der englische Star-Komiker Ricky Gervais, durch das „Stromberg“-Original „The Office“ und die nicht minder gallige TV-Reihe „Extras“ mittlerweile auch außerhalb der Heimat zu verdientem Ruhm gelangt, zu seiner ersten Kinohauptrolle. Die schusterte ihm David Koepp („Das geheime Fenster“) auf den Leib und ging damit ein relatives Wagnis ein. Denn Gervais‘ Komik resultiert aus dem Charakter, aus natürlichen Gesten und gezielt zynischem Biss.

Für das US-Publikum scheint das fast schon zu subtil, zu wenige Grimassen, zu wenig Slapstick. Zudem entspricht der Brite auch von der eher gewöhnlichen Erscheinung her nicht gerade dem Archetyp des humorigen Kassenmagneten. Vielleicht aber funktioniert „Ghost Town“, im Deutschen etwas unbeholfen mit „Wen die Geister lieben“ betitelt, gerade deshalb als hübsch altmodischer Feelgood-Film. Der bewährte Plot gewährt Gervais als grantigem Zahnarzt Bertram Pincus ausreichend Raum, die für ihn typischen Gemeinheiten und sarkastischen Kommentare zu streuen. Und das mit beachtlicher Treffsicherheit.

Selbst wenn am Ende zwangsweise die Läuterung einsetzt und der Gutmensch in verkitschter Moraltreue die Oberhand gewinnt, bereitet der übersinnliche Schwank Vergnügen. Zu verdanken ist das den meist lockeren Dialogen und dem ungezwungenen Spiel der Hauptakteure. So liefern sich Pincus, der nach einer Routineuntersuchung für mehrere Minuten aus dem Leben scheidet, und der seit einem Jahr tote Frank (Greg Kinnear, „Besser geht’s nicht“) amüsante Wortgefechte. Denn nach der unbemerkten Grenzerfahrung kann der Dentalmediziner plötzlich Geister sehen. Und die zeigen sich sichtlich erfreut über den unverhofften Mittler in die Welt der Lebenden.

Eine durchaus charmante Idee findet sich in der Begründung für das Verweilen der Verstorbenen. Nicht sie klammern sich an das vergangene irdische Leben, sondern die Hinterbliebenen sind es, die ihren Lieben die letzte Ruhe unbewusst vorenthalten. In Franks Fall ist es Gattin Gwen (Téa Leoni, „The Weatherman“), die er glaubt vor der überstürzten Ehe mit einem Menschenrechtsanwalt bewahren zu müssen. Also springt ersatzweise Bertram ein, verliebt sich in die Witwe und lässt das Schneckenhaus des unsympathischen Einzelgängers allmählich hinter sich. Zwingend originell ist das mitnichten, dank Gervais und humoristisch britischer Note aber ein heiter harmloser Spaß.

Wertung: 6.5 out of 10 stars (6,5 / 10)

 

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