Wake of Death (F/GB/D/RSA 2004)

wakeofdeathEtwas über den belgischen Fußfeger Jean-Claude Van Damme zu schreiben ist eine ähnlich dankbare Aufgabe, wie über die mittlerweile arg dicke Pekingente Steven Seagal. Denn beide stehen nicht nur im Spätherbst ihrer jeweiligen Karriere und produzieren seit Jahren vornehmlich unfreiwillig komische Möchtegern-Actioner am Fließband, sondern auch abseits ihrer Arbeit sind beide immer für einen kleinen Schmunzler gut. So durfte man im Vorfeld vielleicht auch nicht viel von Van Dammes neuestem Werk „Wake of Death“ halten, welches inhaltlich gewisse Parallelen zur Marvels „Punisher“ offenbart.

Tragischer Anti-Held ist darin selbstredend Van Damme, der hier den Rausschmeißer und Familienvater Ben Archer mimt. Zuliebe seiner Familie und aufgrund anhaltender Müdigkeit hinsichtlich seiner Tätigkeit hängt er selbige an den rostigen Nagel, sehr zur Freude seiner Frau Cynthia (Lisa King). Doch das Einzug haltende Glück währt nur kurz. Denn die als Sozialarbeiterin tätige Cynthia bringt die junge Kim (Valerie Tian) mit nach Hause, die eine von vielen Aufgegriffenen eines Flüchtlingsschiffes ist. Die verängstigte Kim flüchtete aus ihrer Heimat, da sie mitansehen musste, wie ihr Vater, der Triadenboss Sun Quan (Simon Yam), ihre Mutter tötete. So einfach lässt Sun Quan seine Tochter natürlich nicht entkommen und tritt unverzüglich mit seinen Leuten den Weg nach Los Angeles an, um die Ausreißerin wieder nach Hause zu bringen.

Kompromisse werden dabei nicht eingegangen und so tötet Quan kurzerhand Cynthia in einem Restaurant, Kim und Bens Sohn Nicholas können gerade noch entkommen. Der kurze Zeit später eintreffende Ben kann zwar noch einige Widersacher aus dem Weg räumen, doch seiner Frau kann er nicht mehr helfen. In seiner Wut und Trauer macht er sich nun mit einigen wenigen Freunden daran, die Drahtzieher des Mordes ausfindig zu machen und ihnen auf seine Art gegenüber zu treten. Vor etlichen Jahren einmal, als der lebende Spagat noch ein wenig erfolgreicher war, äußerte er sich in einem Interview in fast euphorischer Art und Weise, dass er ab nun ernsthafte und richtige Filme machen wolle. Es kam – wie wir alle wissen – anders, denn nicht nur die schauspielerischen Qualitäten des Haudraufs ließen stark zu wünschen übrig. Nachdem er im Anschluss so ziemlich jeden Murks, den man nur irgendwie machen konnte, artig in seinen Lebenslauf einreihte (man erinnere sich nur an den köstlichen „Inferno“), könnte „Wake of Death“ dennoch eine Trendwende einläuten.

Denn so gut wie hier gab es Van Damme selten zu sehen. Trotz (oder vielleicht gerade) wegen seines stoisch anmutenden Neandertalergangs und der Pestbeule auf der Stirn schafft er es nämlich, in den zahlreichen ruhigen und melancholischen Momenten des Films zu überzeugen und gibt sich nicht der Lächerlichkeit preis. Lobhuldigungen sollten sich zwar immer noch in Grenzen halten, doch erweckt der selbsternannte einstige Kickbox-Europameister durchweg den Eindruck, es hier seinen Kritikern in gewisser Art und Weise zeigen zu wollen. Neben Van Damme gibt es auch ein Wiedersehen mit dem charismatischen Hong Kong-Darsteller Simon Yam („Bullet in the Head“), der hier den Part des Bösewichtes mimt und sich ein nettes Duell mit seinem belgischen Kollegen liefert.

Für einen Action-Film muss „Wake of Death“ schon beinahe als ruhig bezeichnet werden. Zudem, und das durchaus ein Pluspunkt, ist er sehr düster ausgefallen. Regisseur Phillipe Martinez lässt es sich während des ganzen Films über nicht nehmen, die Trauer seines Hauptprotagonisten zu zeigen. Wenn es aber dann auf dem Bildschirm mal zur Sache geht, dann ist das durchweg auf solidem bis gutem B-Niveau mit einigen Härten. Neben zwei rasanten Verfolgungsjagden gibt es zudem einige kurze Mann-gegen-Mann-Kämpfe und Shoot-Outs, bei denen hier und da auch mal das Blut spritzt. Doch selbst dann gibt sich Martinez die Mühe, den verletzten und lediglich aus Wut handelnden Van Damme entsprechend in Szene zu setzen, um seinen Gefühlszustand deutlich zu machen. Ohne Skrupel zum Thema Gewalt zeigt sich Martinez an anderer Stelle aber bspw. bei einer nicht unheftigen Folterszene, in der ein Mann mit einem Bohrer in Händen, Knie und Kopf bearbeitet wird.

Schlussendlich ist „Wake of Death“ eine überraschend runde Sache geworden, bei dem die Ernsthaftigkeit im Vordergrund steht und Van Damme gottlob auch nicht mehr reden muss, als er sollte. Düstere Bilder, dezent eingestreute und nicht ausufernde Actionsequenzen (von der Verfolgungsjagd zweier Motorräder vielleicht abgesehen) und ein weinender wie überzeugender Hauptdarsteller. Wann hat es das schon vorher einmal gegeben!? Ohne Frage sein bester Film seit über zehn Jahren.

Wertung: 6 out of 10 stars (6 / 10)

scroll to top