Vice (USA 2015)

vice-willisAction-Star Bruce Willis („Looper“) kann den (dezent) absteigenden Ast im karrieristischen Herbst kaum mehr verleugnen. Die Zahl der Filme mit seiner Beteiligung, die nicht einmal mehr im Kino ausgewertet werden, steigt beständig. Das wäre zunächst nicht weiter verwerflich, würden diese zumindest die Qualität der Verleihpremiere „Lucky Number Slevin“ erreichen. Davon jedoch sind einige von Willis‘ jüngeren Auftritten (u.a. „Catch .44“ oder „Fire With Fire“) weit entfernt. Das beweist auch „Vice“, ein Science-Fiction-Thriller an der Schnittstelle von „Westworld“, „Blade Runner“ und „A.I.“, dem bestenfalls das Prädikat „lustlos“ angeheftet werden kann.

In einer nicht näher spezifizierten Zukunft betreibt der rücksichtslose Geschäftsmann Julian (Willis) den Vergnügungspark Vice, in dem menschlich wirkende Roboter an die Gelüste der (meist männlichen) Besucher appellieren. Die können ihren niederen Trieben durch Sex, Gewalt und Mord Ausdruck verleihen. Konsequenzen gibt es keine, schließlich können die geschundenen Maschinenwesen repariert und durch Speicherlöschung ihrer Erinnerung beraubt werden. Das geht so lange gut, bis Roboterfrau Kelly (Ambyr Childers, „2 Guns“) vergangene Erfahrungen abrufen kann und, von Julians Gefolgsmann Chris (Johnathon Schaech, „Prom Night“) gejagt, in die Außenwelt entkommt.

Die Probleme von Brian A. Millers (drehte mit Willis und Schaech auch den bescheidenen „The Prince – Only God Forgives“) gewollt düsterem Zukunftsentwurf sind vielfältig. Der unmotiviert seine Skriptzeilen aufsagende Willis ist da noch der geringste Störfaktor. Deutlich schwerer wiegen die bruchstückhafte Erzählung und die fahrlässig ideenlose Optik. Da legen sich Kunstnebelschwaden über Sets zwischen Studiohäuserzeile und Industriebrache, während brennende Autowracks als Sinnbild gesellschaftlicher Zerrüttung genügen müssen. Und dann ist da noch Thomas Jane („The Punisher“), der mit fettiger Snake Plissken-Gedächtnismatte den aufrechten (und notorisch eigenbrötlerischen) Polizisten Roy gibt.

Der wird vom Vorgesetzten permanent angemault und würde Julian gern das Handwerk legen. Bei der Untersuchung eines Mordfalls, der mit Kellys Flucht in Verbindung steht, erhält er dazu Gelegenheit. Da die Spielzeit von 90 Minuten aber eingehalten werden muss, bleibt gerade genug Zeit, dass Kelly ihren Schöpfer Evan (Bryan Greenberg, „How to Make It in America“) trifft und von ihm außer Landes geschleust werden soll. Dem im Wege steht Julians Killerkommando und ein halbgarer Showdown, bei dem der extravagante Vergnügungspark in Rauch aufgeht. Die Action-Intermezzi sind mau, die Geschichte bleibt dürftig bei visionären Vorbildern zusammengeklaut. Willis sei der Gagenscheck gegönnt, zum Pflichtprogramm werden seine Filme nur leider immer seltener.

Wertung: 4 out of 10 stars (4 / 10)

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