Until Death (USA/GB/D/BG 2007)

until-deathJean-Claude Van Damme spielt. Das ist neu. Für gewöhnlich agiert der Belgier nur, markiert den starken Mann und verbeult die Visagen derer, die es nach Konvention des Actionfilms verdient haben. Wenn es denn mal ernster wurde, so im Klon-Thriller „Replicant“, stellte sich Belustigung ein. So breit Van Damme die Extremitäten auch dehnen kann, von mimischer Wandlungsfähigkeit ist er nicht beschienen. Sein jüngster Streich „Until Death“ straft die Kritiker nicht Lügen, gibt dem mittlerweile 47-jährigen aber dennoch Gelegenheit sich auszuzeichnen. Seine Anhängerschaft wird’s freuen. Der Rest schaut ohnehin weg.

Mit Siebziger-Koteletten und massiven Augenringen verkörpert er den schmutzigen Cop Anthony Stowe. Der hängt an Nadel und Flasche, sieht Karriere wie Ehe scheitern und hält sich durch den unbedingten Willen aufrecht, Drogendealer Callaghan (Stephen Rea, „Der gute Hirte“) das Handwerk zu legen. Weil der aber am längeren Hebel sitzt, lässt er dem unberechenbaren Opponenten eine Kugel in den Kopf jagen. Schwer verletzt überlebt Stowe, erwacht nach sechs Monaten aus dem Koma und versucht fortan, sein Leben neu zu ordnen. Halt gibt ihm Gattin Valerie (Selina Giles, „V wie Vendetta“), die das Kind eines anderen Mannes in sich trägt.

Für den Action-Puristen ist bei „Until Death“ nicht viel zu holen. Der Film versteht sich als Drama mit zwischenzeitlich hoch geschraubtem Gewaltanteil. Dabei verlässt sich Regisseur Simon Fellows voll auf seinen Hauptdarsteller, den er bereits in „Second in Command“ inszenierte. Ein riskantes Unterfangen, dessen Rechnung in der ersten Hälfte überraschend souverän aufgeht. Statt mit Kicks versucht der oft gescholtene Mime durch Ausdruck zu glänzen. Das funktioniert, so lange Van Damme zwischen „Bad Lieutenant“ und „Dirty Harry“ den selbstmitleidigen Drecksack gibt. Geht es aber an die moralische Runderneuerung, kehrt die nur minimal erbauliche Routine des stoischen B-Recken ein.

Als Charakterstudie ist Fellows Streifen kaum zu gebrauchen, dafür klaffen in der simplen, oft unglaubwürdigen Geschichte zu viele Logiklöcher. Die blutigen Schusswechsel sind handwerklich solide gemacht, können jedoch nicht über die Dämlichkeit der Dramaturgie hinwegtrösten. Irgendwann erscheint Callaghan wieder auf der Bildfläche, entführt Valerie und forciert einen üppigen, wenig sinnigen Showdown mit Osteuropa-Flair. Auf seine alten Tage wird Van Damme sicher kein seriöser Darsteller mehr. Besser als hier hat man ihn dennoch selten erlebt. Ein guter Film wird daraus nicht, verglichen mit seinem gegenwärtigen Standard aber zumindest ein erträglicher.

Wertung: 4 out of 10 stars (4 / 10)

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