Underworld (USA/GB/D/HU 2003)

underworldTrinity in Bladeland…

Bei seinem Regiedebüt „Underworld“ hat Direktionsnovize Len Wiseman wahrlich Beachtliches vollbracht. Schließlich lässt er seinen lediglich auf schlappe 23 Millionen Dollar gebetteten Erstling doch die Wirkung einer großspurigen 100-Millionen-Produktion versprühen. Dabei ließ er als effizienten Kostendrücker nicht nur die spartanischen Drehorte des osteuropäischen Budapest auf die Atmosphäre seines Filmes einwirken, sondern tünchte auch sorgsam das Damoklesschwert des B-Ambientes durch manch individualistische Behelfsfinesse und optische Spielerei.

Wären da nicht das mitunter arg holprige Drehbuch und die oftmals unnötigen formalen Anlehnungen an gleichgerichtete Genrevertreter jüngerer Vergangenheit, der Streifen hätte wohl das Potential zum innovativen Überraschungshit gehabt. Auf diesen Wegen jedoch beschreitet Wiseman ausschließlich ausgetrampelte Fußstapfen hinlänglich bekannter Unterhaltungsstrukturen und bietet einzig durchschnittliches Fantast-Gemetzel in sparsam bestückten Kulissen. Die Finanziers zeigten sich von der durchaus zweifelhaften Qualität dieses Ergebnisses derweil sichtlich unbeeindruckt und gaben nach erfolgreichem kommerziellem Beutezug in den USA den Startschuss für zwei weitere Teile, ein Sequel, wie gleichsam auch ein Prequel.

Seit nahezu einem Jahrtausend bekriegen sich Vampire und Werwölfe, Lykaner genannt, bis aufs Blut. In die konspirativen Wogen wird die aufreizende Vampirin Selena (Kate Beckinsale, „Pearl Harbor“), ihres Zeichens versierter Todesengel, verstrickt, als sie das Interesse der Lykaner am menschlichen Mediziner Michael Corven (Scott Speedman, „Dark Blue“) entdeckt. Entgegen den Befehlen ihres Anführers Kraven (Shane Brolly, „Flypaper“) versucht Selena den Aktivitäten ihrer Opponenten auf den Grund zu gehen und erweckt zu diesem Zwecke den übermächtigen Vampirfürsten Viktor (Bill Nighy, „Tatsächlich Liebe“) aus dessen Jahrhundertschlaf. Während beide Parteien bald kräftig die Reißzähne fletschen, entflammt in Selena und Michael mehr und mehr gegenseitige Zuneigung. Doch die Zeit drängt, hat der undurchsichtige lykanische Anführer Lucian (Michael Sheen, „Laws of Attraction“) doch den Heilsbringer Michael durch einen beherzten Biss selbst an das Schicksal eines Werwolfes gebunden.

Verregnete Sets, allgegenwärtige Finsternis und die schmutzbehaftete Ausstrahlung uneinsichtiger Kellergewölbe; „Underworld“ geizt wahrhaftig nicht mit einem bemüht stimmungserzeugenden Grundtenor, der dem gothischen Monster-Clash von Beginn an die unterschwellige Atmosphäre eines Grimm‘schen Schauermärchens anzuhaften weiß. Doch erstickt der übersprudelnde Comic-Anteil, der Vampire und Werwölfe mit stetig wuchernder Artillerie und ausgefeilteren Munitionsneuerungen ins fröhliche Scharmützel entsendet, den rudimentär aufkeimenden Spannungsbogen bereits im Ansatz und lässt das kraftlose Handlungsgerippe unter dem Dauerfeuer der Protagonisten allmählich kollabieren. Den puren Unterhaltungswert trübt diese Marschrichtung herzlich wenig, sind die zahlreichen Feuergefechte und Kampfhandlungen doch ansprechend, temporeich und streckenweise überraschend blutig auf Zelluloid gebannt.

Allerdings lassen sich Transparenz und Oberflächlichkeit des rasanten Spektakels allein damit nur unzureichend bändigen. Denn Len Wiseman lässt seine charismatische Hauptdarstellerin Kate Beckinsale, die im Sommer in Stephen Sommers „Van Helsing“ an der Seite Hugh Jackmans erneut die Zähne zeigen wird, in den modischen Sphären der „Matrix“ die Ästhetik „Blades“ versprühen und kopiert unbehelligt wie ungeniert den sterilen Stilismus seiner Wegbereiter. Dies wirkt einer gewissen inszenatorischen Eigenständigkeit bereits frühzeitig entgegen und offeriert zudem die zunehmende Beliebigkeit des Genres. Auf der anderen Seite muss jedoch klar eingeräumt werden, dass die guten Effekte das geringe Budget zu keiner Zeit erahnen lassen und der Fantasy-Streifen zwischen beidhändiger Feuerkraft und eng anliegenden Lederoutfits schlicht Spaß bereitet.

Man muss sich einfach auf die infantile Ebene eines hochgradig anspruchslosen Entertainmenthäppchens in überstilisierter Comic-Optik herabsetzen und berieseln lassen. Der daraus resultierende Sud ist zwar weder neu noch originell, doch tischt „Underworld“ dem schutzlosen Betrachter zumindest kein Potpourri derart haarsträubender wie lächerlicher Handlungsfetzen des Kalibers „Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen“ auf, was in Anbetracht der wahren Schwemme entsetzlichen Hollywood-Schundes des vergangenen Jahres fast schon wieder als erstaunlich hochwertige Leinwandausbeute anzusehen ist.

Wertung: 6 out of 10 stars (6 / 10)

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