Twisted Sisters (D/GB 2006)

twisted-sistersWolfgang Büld kann auf eine bewegte Karriere verweisen. Von Musikdokumentationen („Punk in London“) führte der Weg des Autors und Regisseurs über Neue Deutsche Welle („Gib Gas – Ich will Spaß!“) und moderne Humoreske („Manta, Manta“) hin zur Billigproduktion („Penetration Angst“). „Twisted Sisters“ ist sein dritter unabhängig in Großbritannien produzierter Film und die dritte Zusammenarbeit mit Hauptdarstellerin Fiona Horsey. In einer Doppelrolle spielt sie die Zwillingsschwestern Jennifer und Nora. Als Waisen in die Obhut verschiedener Ersatzeltern gegeben, wuchs Jennifer geliebt und behütet auf, während Nora die Hölle auf Erden durchlitt. Jahre später ist der Augenblick der Rache gekommen.

„Twisted Sisters“ erzählt die alte Geschichte der gegensätzlichen Geschwister und verlagert das Thema in eine Sphäre exploitativer Wertschätzung. So auffällig wie irgend möglich schleppt Nora Männer ab, um sie im Stile einer Schwarzen Witwe nach vollzogenem Beischlaf zu töten. Die Blutrünstigkeit der Taten – dem ersten Opfer wird mit einer Geflügelschere das Genital geraubt – bringt schnell die Cops Caffrey (Paul Conway, „Army Go Home!“) und Woodgate (Eden Ford, „Lovesick: Sick Love“) auf den Plan, die den ausgelegten Köder auch brav schlucken. Dabei schlägt der Film aus der anfänglichen Verdächtigung Jennifers kein Kapital, sprich keine Spannung, erschließt sich zwar früh, obgleich nicht unverzüglich die Existenz des „Evil Twin“.

Wolfgang Bülds Psycho-Thriller ist mit kleinem Budget realisiert, lässt sich aber kaum auf das Niveau einer Amateurproduktion herab. Dafür bürgt neben der versierten Inszenierung vor allem die Fotografie von „Nekromantik“-Kameramann Uwe Bohrer. Trotzdem hofiert der wohl konzeptionierte Sicko-Streifen unfreiwillige Komik, nicht zuletzt durch Noras Zündung einer Feuerwerksrakete im Arsch eines ihrer Opfer. Wirklich spannend ist „Twisted Sisters“ nicht, was auch einer gewissen Vorhersehbarkeit, gerade im Hinblick auf die finalen Wendungen zuzuschreiben ist. Davon abgesehen ist der Film cooler Sleaze-Trash mit einer ordentlichen Portion Sex, dosiertem Härtegrat und schleimigen Bullen – der eine mit Metal-Mähne, der andere mit Schnurbart.

Hauptdarstellerin Fiona Horsey überzeugt in ihrer Doppelrolle, gleichermaßen als Opfer und Täter, und lässt sich nicht nur auf ihre körperlichen Vorzüge reduzieren. Überhaupt gehen die Darsteller für eine Produktion dieser Größenordnung äußerst Professionell zu Werke. Das gilt auch für Debütant Andrew Southern („Tan Lines“) in der Rolle von Jennifers Verlobtem Alan. In einem Cameo tritt Regisseur Büld als Arzt auf. Er kennt das Genre und seine Spielarten, lässt sich deshalb nur am Rande auf obligate Elemente ein, wenn sich zum Showdown in einem abgelegenen Landhaus ein Gewitter ankündigt. Zwar hätte seinem sehenswerten Film eine Straffung gut zu Gesicht gestanden, doch ist „Twisted Sisters“ Freunden Hollywood-ferner Underground-Unterhaltung wärmstens ans Herz zu legen.

Wertung: 6 out of 10 stars (6 / 10)

 

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