True Justice: Vengeance is Mine (S. 2/Ep. 1+2) (USA/CDN 2012)

truejusticevengeanceismineUnd einmal mehr will Steven Seagal Rache! Doch nach bald drei Jahrzehnten streng monotonen Darstellertums, das sich in den ewig gleichen Posen und Geschichten wand, sollte der aufgeschwemmte (Ex-)Action-Star den aufkommenden Groll besser in Richtung seiner Agenten kanalisieren. Eine beherzte Handkante hier, ein kräftiger Tritt da und die Rollenauswahl fiele möglicherweise ein Stück breitgefächerter aus. Na gut, romantische Komödien wären für den alternden Knochenbrecher augenscheinlich nicht die beste Wahl. Doch selbst die nicht minder faltigen (immerhin physisch aber respektableren) Dolph Lundren und Jean-Claude Van Damme zeigen Bestrebungen, ihre schmalen Variierungspielräume bestmöglich auszufüllen.

Seagal aber kann nur Seagal. Ausdrucksstark wie eine muffige Sportsocke zog es ihn von der Leinwand erst in die Videothekenregale und schließlich auch auf die Mattscheibe. Dort allerdings werden seit einigen Jahren solch immense Qualitätsstandards etabliert, dass die von ihm als Ideengeber, Produzent, Co-Autor und Hauptdarsteller besetzte Reihe „True Justice“ wirkt wie ein Rudiment aus dem Mittelalter der TV-Historie. Als qualitatives Referenzbeispiel wäre „Walker – Texas Ranger“ zu nennen. Groß war die Resonanz selbst in den USA nicht, so dass die erste Staffel in Form von je zwei zu Spielfilmlänge zusammengefassten Episoden auf DVD veröffentlicht wurde. Bei 13 Folgen ging die Rechnung allerdings nicht auf, so dass das Staffelfinale („Payback“) einzeln an den Mann gebracht wurde.

Nicht anders verhält es sich mit Season zwei (Untertitel: „The Ghost“), deren Auftakt „Vengeance is Mine“ bereits im Titel auf einleitend erwähnte Rachegelüste verweist. Denn oh Graus, zum Ausklang der ersten Runde wurde die Kommandozentrale von Seagals polizeilicher Undercover-Einheit von einem Killerkommando attackiert. Die Auswirkungen jedoch blieben dem Zuschauer vorenthalten. Nun ist klar, zwei Teammitglieder sind tot. Die verbliebenen sind neben Seagals Gruppenführer Elijah Kane die junge Sarah (Sarah Lind, „Severed“) sowie Mason (William ‚Big Sleeps‘ Stewart, „50/50“), der mit Blick auf die Familie jedoch den Dienst quittiert. Also müssen erst neue Mitstreiter in den karrieristischen Sackbahnhof „True Justice“ kutschiert werden. Die Wahl fällt auf Simms (Lochlyn Munro, „Jurassic Predator“) und Garcia (Jesse Hutch, „Butterfly Effect“), deren markiges Auftreten immerhin auf den wesentlichen Kern knackiger Action fokussiert bleibt.

Inhaltlich (und vor allem dialogisch) bleibt das weiterhin dürftig, doch zeigt sich schnell, dass die richtigen Figuren ausgemerzt wurden. Der auch fürs Drehbuch verantwortliche Regisseur Keonie Waxman („Maximum Conviction“) eröffnet mit ansehnlicher Action und einem Rückblick aus Schurkenperspektive. In der Folge lässt sich Kane auf ein Gegengeschäft mit CIA-Kumpel Marcus (Adrian Holmes, „Arrow“) ein, um den wahren Hintermann des Angriffs ausfindig zu machen. Der scheinbar schuldige Russen-Mobster Puchinski (Gastauftritt für Gil Bellows, „Ally McBeal“) scheidet als Verdächtiger bald aus (dem Leben) und um am richtigen Busch zu rütteln, gibt auch Kane seine Dienstmarke ab. Fortan verdingt er sich mit unabhängiger Eingreiftruppe für die CIA und merzt mit gebotener Brutalität Ost-Schurken und wichtige Mitwisser (!) aus. Mit diesem erzählerisch zusammenhängenden Überbau schippert die Reihe in überraschend passable Fahrwasser – und erringt zum Auftakt den Unterhaltungswert, den Staffel eins weitgehend vermissen ließ.

Wertung: 5 out of 10 stars (5 / 10)

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